Eine demütige Art zu kämpfen
Ich mag die Bibel, weil sie ziemlich viele authentische Geschichten erzählt. Es wird nicht immer von wunderbaren Taten und Erfolgen erzählt. Die Bibel berichtet auch von Versagen und Misserfolgen der ganz großen Glaubesvorbilder, beispielsweise Mose, Jakob oder Paulus.
In einem der Evangelien, dem Markusevangelium, wird berichtet, dass ein Mann seinen Sohn zu den Nachfolgern Jesu bringt. Dieser Sohn war von einem bösen Geist besessen und der Vater hatte gehofft, dass die Jünger Jesu ihn davon befreien könnten.
Als er seinen Sohn jedoch zu den Jüngern brachte, geschah … nichts!
Es wird nicht berichtet, wie die Jünger versuchten den Geist auszutreiben. Auf jeden Fall funktionierte es nicht.
Wie frustrierend für die Jünger. Ich stelle mir die Situation unangenehm und peinlich vor.
Als Jesus von einem kleinen Ausflug mit anderen Jüngern zurück kam und diese Situation vorfand, trieb er in Vollmacht und Gebet den Geist aus. Als er anschließend mit den Jüngern alleine war, und diese ihn fragten, wieso sie es nicht konnten, antwortete er: „Solche Geister können nur durch Gebet und Fasten vertrieben werden.“
nachzulesen im Markus 9, 14 – 29
Es steht nichts über die Art und Weise, wie die Jünger dem Sohn zu helfen versuchten. Vielleicht verließen sie sich zu sehr auf vergangene Erfahrungen und waren sich zu sicher, dass sie es schaffen würden.
Jesus sagt: Gebet und Fasten ist wichtig.
Im Gebet und im Fasten drücken wir unseren Glauben, unser Vertrauen und auch unsere Abhängigkeit von Gott aus. Wir laufen nicht einfach selber drauf los, sondern wir bringen das Anliegen vor Gott und bitten ihn zu wirken.
Jesus hat den Geist im Vertrauen auf Gott ausgetrieben. Und er sagt uns, wir können und sollen dasselbe tun.
Ein geistlicher Kampf
In dieser Bibelstelle geht es darum, einen Jungen von einem bösen Geist zu erlösen. Seit der Kindheit war er von diesem besessen. Vielleicht ist es etwas gewesen, was wir heutzutage psychische Störungen nennen. Ein Mensch wird von etwas beherrscht, das er selber nicht überwinden kann.
So wirken viele psychische Störungen auf mich, die ich bis jetzt erlebt habe. Gerade erst kämpfe ich eine Woche lang in einer intensiven Traumatherapie dafür, dass eine junge Frau aus dem Kosovo ihre traumatischen Erfahrungen überwinden lernt.
Jesus sagt, wir schaffe es nicht aus eigener Kraft diese Menschen zu befreien. Er stellt das Fasten und Beten als zwei Techniken dar, mit denen wir einen geistlichen Kampf führen sollen.
Wenn wir Gottes Macht, Stärke und Autorität sehen wollen, müsst wir beten und fasten.
Was es mit dem Fasten auf sich hat, habe ich hier beschrieben und auch über das Gebet als Kampfansage habe ich geschrieben.
Jesus sagt, mit dem innigen Gebet hängt das Fasten zusammen. Durch das Fasten können wir dem beten noch etwas oben drauf setzen.
Doch bei all dem beten und fasten geht es nicht darum, Regeln zu erfüllen oder Aufgaben abzuhacken. Gott wünscht sich, dass wir unser Herz durch das beten und fasten auf ihn ausrichten. Er möchte, dass wir ihn voller Sehnsucht und Vertrauen suchen. Wir sollen ihm im Gebet und im Fasten begegnen und nicht christliche Traditionen befolgen.
Das habe ich mir nicht ausgedacht, sondern wird sehr gut in folgender Bibelstelle aus dem Alten Testament verdeutlicht, in dem das Volk Gottes Gott Vorwürfe macht:
“ ‚Warum siehst du es nicht, wenn wir fasten?‘, werfen sie mir vor. ’Wir plagen uns, aber du scheinst es nicht einmal zu merken!‘ Darauf antworte ich: Wie verbringt ihr denn eure Fastentage? Ihr geht wie gewöhnlich euren Geschäften nach und treibt eure Arbeiter noch mehr an als sonst. Ihr fastet zwar, aber gleichzeitig zankt und streitet ihr und schlagt mit roher Faust zu. Wenn das ein Fasten sein soll, dann höre ich eure Gebete nicht!
Denkt ihr, mir einen Gefallen zu tun, wenn ihr euch selbst quält und nichts esst und trinkt, wenn ihr den Kopf hängen lasst und euch in Trauerkleidern in die Asche setzt? Nennt ihr so etwas ‚Fasten‘? Ist das ein Tag, an dem ich, der Herr, Freude habe?
Nein – ein Fasten, das mir gefällt, sieht anders aus: Löst die Fesseln der Menschen, die ihr zu Unrecht gefangen haltet, befreit sie vom drückenden Joch der Sklaverei, und gebt ihnen ihre Freiheit wieder! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Gebt den Hungrigen zu essen, nehmt Obdachlose bei euch auf, und wenn ihr einem begegnet, der in Lumpen herumläuft, gebt ihm Kleider! Helft, wo ihr könnt, und verschließt eure Augen nicht vor den Nöten eurer Mitmenschen!“
Jesaja 58, 2 – 7
Beim Fasten geht es nicht ums Aufhören, sondern ums Anfangen!
Fasten bedeutet im allgemeinen Verständnis: auf etwas verzichten. Christlich gesehen wollen wir auf etwas verzichten, um uns nach Gott auszustrecken und um ihn zu verherrlichen.
Wir sollen nicht stumm und still werden, nichts mehr essen und schwach und krank werden. Durch das Ausrichten auf Gott sollen wir neue Kraft bekommen, aktiv werden und mit Gottes Macht kämpfen und siegen.
Paulus schrieb in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth:
Ich weiß genau, wofür ich kämpfe. Ich laufe nicht irgendeinem ungewissen Ziel entgegen. Wenn ich kämpfe, geht mein Schlag nicht ins Leere.“ 1. Korinther 9, 26
Wir Christen müssen gar nicht lieb und brav sein. Wir dürfen und sollten für die Gerechtigkeit Gottes einstehen, aufstehen, beten und fasten.
Die Welt braucht uns, die Welt braucht Gott, gerade in Zeiten wie dieser.
Also: lasst uns in den letzten beiden Wochen vor Ostern noch einmal bewusst und mit aller Kraft fasten. 🙂
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