Was Flow entfachen kann und was daran gefährlich ist.
Ich bin eigeladen – zu einer Party. Um genau zu sein zu einer virtuellen Party. Ja, so etwas gibt es mittlerweile, und ich finde es ziemlich cool. Der Lebenskünstler lädt zu seiner Blogparty ein. Zu dieser Party soll jeder Teilnehmer einen Text mitbringen, in dem er über den Flow schreibt.
Flow?!
Vielleicht fragt sich da mancher, wie man überhaupt über den Flow schreiben kann. Ja der Flow.. Das Wort kennt man, kann es aber nicht genau fassen, geschweige denn definieren. Es hat irgendwas mit Leidenschaft und Hingabe zu tun. Aber was ist das eigentlich genau?
Auch zum Thema Flow hat die Wissenschaft etwas zu sagen. Bevor ich das gehört habe, dachte ich, „Flow“ wäre ein schwammiger Ausdruck für einen Zustand, den man nicht weiter beschreiben kann.
Wie der Lebenskünstler auf seiner Einladung zur Blogparty schon beschrieben hat, hat der Flow-Zustand nach dem Glücksforscher Mihaly Csikszentmihaly damit zu tun, dass bei einer Aufgabe, die man leidenschaftlich ausführt,
- sich die Aufmerksamkeit verengt, sodass irrelevante Wahrnehmungen ausfiltriert werden.
- Es kommt zum Verlust an Bewusstsein seiner selbst und
- die volle Konzentration gehört der Aufgabe an sich.
- Die Reaktionsbereitschaft ist auf klare Ziele und Rückmeldungen gerichtet,
- was zu einem Gefühl der Kontrolle über die Umwelt führt.
- Wichtig ist hierbei, dass es um eine Aufgabe geht, der man sich gewachsen fühlt.
Den Zustand des Versinkens in eine erregende Tätigkeit nannte Csikszentmihaly das „Flow“-Phänomen. Der Arzt, Soziologe und Psychiater Moreno bezeichnete dies als Kreativität (Moreno, 1996). Es tritt gerade im schöpferischen Prozess auf, in dem Kreativität geweckt und zu einer Kreation ausgestaltet wird. Kreativität ist demnach die Schöpferkraft, die sich unter bestimmten Umständen in kreativen Akten ausdrückt, aus denen wiederum kreative Erzeugnisse entstehen können.
Auf einer Party redet man nicht über die Uni!
Was mich am meisten nervt ist, wenn ich abends unterwegs bin und es ständig um Themen aus der Uni geht. Ja, mich nervt es, dass ich den Seminarplatz nicht bekommen habe und nein, ich möchte nicht darüber reden, was Bowlby über deine Bindung zu deinen Eltern sagen würde. Zumindest nicht, damit du mir sagen kannst, was du alles über Bowlby weißt.
Auf einer Party sollte man also meist nicht über die Wissenschaft, sondern über eigene Interessen, Meinungen und Hobbys reden. Das hängt wieder alles mit dem Flow zusammen, denn über Dinge die man liebt, spricht man gerne.
und wieso rede ich dann über meine Bachelorarbeit?
Ich arbeite gerade an meiner Bachelorarbeit und habe das große Glück, dass ich darin völlig aufgehe.
Ja, ich würde es sogar als Flow beschreiben. Nichts in der Uni hat mich bis jetzt so sehr interessiert wie das Thema meiner Bachelorarbeit. Ich schreibe über das Schreiben, über therapeutisches Schreiben. Bis dato kannte ich es nicht, dass ich etwas für die Uni lese und urplötzlich sind 2,5 Stunden vergangen. Das ist der Flow, der diese Stunden in Sekunden verrennen lässt.
Dies führt dazu, dass ich in letzter Zeit, wenn ich weg muss, meistens fluchtartig die Wohnung verlasse, da ich länger als bis zur letzten Sekunde an meinen Aufgaben saß. Ich verliere die Zeit und gehe völlig darin auf, mein Wissen zu erweitern.
Erfahre mehr über die Hintergründe des Schreibens
Erweiterung des Wissens
Mich führt der Flow dazu, dass ich tiefer in eine Materie eindringen möchte.
Ich möchte einen bestimmten Bereich
besser erfassen,
tiefer ergründen,
mehr verstehen,
sodass ich neue Informationen so schnell und so gut aufsauge, wie ich nur kann.
Man führt die Tätigkeit nicht aus, weil man besser werden will, sondern man wird besser, weil man sie so oft und mit Leidenschaft ausführt. Ich möchte besser werden, aber nur, weil ich die Tätigkeit so sehr liebe.
Als Grundlage steht immer mein intrinsisches Interesse an einer Tätigkeit. Das bedeutet, dass ich die Tätigkeit ganz aus mir heraus und um der Tätigkeit willen durchführe. Nicht, um jemandem etwas zu beweisen (auch nicht mir selbst), oder um Lob zu erhalten. Es gibt viele verschiedenen Theorien, die annehmen, dass Lob bei intrinsisch motivierten Tätigkeiten sogar schädlich sein kann. Man möchte die Tätigkeit nämlich freiwillig tun, und nicht, weil dich jemand darum bittet oder dich dafür lobt.
Ich führe diese Tätigkeit um der Tätigkeitwillen aus und ich werde immer besser, weil meine ganze Aufmerksamkeit und Leidenschaft da drin steckt.
Im Flow findet man zu sich selbst.
Bei mir führt der Flow zu Kreativität. Ich bin entspannt, denke weit und traue mir etwas zu.
Ich spüre, dass ich Momentan sehr in einem Zustand lebe in dem ich ganz ich selber bin. Dabei werde ich überwältigt von vielen neuen Ideen, Visionen und Mut, diese auch anzugehen. Das kenne ich erst seit kurzem. Ich dachte früher oft, dass ich nicht kreativ sei. Seit ich aber angefangen habe meine eigene Kreativität zu entdecken spüre ich, wie sehr sie ein Teil von mir ist und, dass sie immer mehr aufblüht.
Erfahre mehr über das Finden meiner Kreativität.
Kreativität in den Alltag übertragen
Im Flow sein führt dazu, dass man Aufgaben kreativ angeht und diese Kreativität auch auf Aufgaben übertragen kann, die einen nicht in den Flow führen. So findet man vielleicht für bestimmte Probleme Lösungen, an die man davor gar nicht gedacht hat.
Es ist wichtig, dass man Leidenschaften hat, die man ausleben kann. Sie führen einen ganz nah zu uns selbst und die innere Erkenntnis aus Stunden des Flows kann man in den Alltag mitnehmen.
Kraft fließt durch den Flow
Wichtig ist mir vor allem der Aspekt, dass man im Flow Kraft schöpft. Ich habe eine Aufgabe, die mir für mich ganz persönlich sinnvoll ist. Es muss keine Aufgabe sein, die die Welt ein bisschen besser macht. Bloß eine Aufgabe, die meine Welt ein wenig besser macht. Mir selbst gibt die Aufgabe Sinn, indem sie mich zu mir selbst führt. Aus diesem Sinn schöpfe ich Kraft. Ich glaube daran, dass die Aufgabe es wert ist, dass ich mich völlig in sie investiere.
Höre nicht auf zu suchen, bis du DEINEN Flow gefunden hast.
Für mich ist es eine Bereicherung, dass ich einen Bereich gefunden habe, in dem ich den Flow-Zustand erlebe. Es hat die ungeahnte Kreativität in mir geweckt. Wenn Du diesen Bereich in deinem Leben noch nicht gefunden hast, dann möchte ich dich ermutigen, weiter danach zu suchen. Starte etwas neues, von dem Du vielleicht immer die Vermutung hattest, dass es dir Spaß machen könnte.
Sich selbst verlieren, jedoch nicht verloren gehen.
Ich muss mich manchmal bremsen. Ich neige dazu, mich in meinem künstlerischen Chaos zu verbarrikadieren, stundenlang
– okay seien wir ehrlich – TAGELANG nur das nötigste drum herum zu machen und mich der Welt zu entsagen. Da tut ein Anruf einer Freundin sehr gut, der mich wieder zurück in die Welt ruft. Ich vergesse dabei nicht nur zu essen, sondern auch, dass das Leben auch außerhalb meines chaotischen Zimmers weitergeht.
Für mich ist der Flow überall versteckt, wo ich etwas Schönes gestalten kann. Ist es das Texteschreiben, das Fotografieren, Bilder gestalten, Musikmachen, nähen oder basteln. Wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, schnappe ich mir meine Kamera und finde in der Welt um mich herum wunderschöne Dinge, die durch die Kamera beinahe magisch aussehen.
Zusammenfassend ist der Flow für mich wichtig
1) um ganz bei mir selbst zu sein
2) um ungeahnte Potenziale zu entfachen
3) um an etwas zu arbeiten, bei dem man an sich glaubt und
3) um Kreativität in den Alltag zu transportieren
Mich würde interessieren, wobei ihr euch selbst verliert? Entfacht der Flow bei euch auch Kreativität oder etwas anderes?
Und seid ihr auch manchmal in der Gefahr, im Flow verloren zu gehen?
Liebe Grüße aus meiner chaotischen Welt des Flows,
40 Blogger erzählen über den Flow, wie sie Glücksmomente mehren • Lebenskünstler
[…] Julia von glaubensreise.de […]
Hallo Julia,
als ich den Satz „Ich habe eine Aufgabe, die mir für mich ganz persönlich sinnvoll ist.“ gelesen habe, dachte ich mir nur: „Ja, absolut!“
Und in einer solchen Aufgabe verliere ich mich dann auch ganz gerne. Die Zeit rennt einfach, wenn ich im Flow bin. Vor allem beim Schreiben, Lesen oder Zeichnen.
Ich wünsche dir weiterhin viele kreative Flow-Erlebnisse
A. Disia
Hallo liebe A. Disia, freut mich, dass du das auch kennst, mit der persönlich wertvollen Aufgabe. Viel Spaß noch beim Zeichnen, Schreiben und Lesen.
Deine Julia.