Am Flughafen
Ich sitze am Flughafen und beobachte die Menschen, die an mir vorbei strömen.
Handgepäckköfferchen, Rucksack und eine Jacke in der rechten Hand. Sie schlendern durch die Dutyfree-Area oder hetzen direkt zum Gate. Eine ältere Dame sitzt mir gegenüber, mit rotem Rucksack auf dem Schoß, in ein Buch vertieft. Bloß die Wertsachen nicht aus den Augen lassen. Kann man sich bei den ständigen Durchsagen überhaupt konzentrieren?
Meine Gedanken fliegen
Ich denke darüber nach, was mich erwartet und einmal mehr merke ich:
ich weiß es nicht!
Komischerweise macht mir diese Ungewissheit im Moment nicht wirklich Angst. Es ist ein großer Unterschied zu dem durchgeplanten und strukturierten Vorgehen in Deutschland.
Doch es lässt mich entspannt sein, bei all den Unsicherheiten zu wissen, dass Gott steht`s dabei ist.
Abschiedsmelancholie
Im Moment beschäftigt mich nicht die Angst vor dem was kommt, sondern die Melancholie, das Schöne zurück zu lassen. Die letzten Tage, die letzten Treffen mit Freunden und Familie, die letzten Umarmungen und Worte waren irgendwie besonders intensiv. Es wurde so viel gelacht, ein wenig geweint und ab und zu fehlten einfach die Worte. Verabschiedungen wurden hinausgezögert und Briefe geschrieben. Es ist schön, wenn so viele an einen denken und für einen beten. Wenn man weggeht merkt man, wie schön es ist. Und das ist auch gut so, denn man möchte ja wieder kommen! Und darauf freue ich mich!!
Die erste Etappe
Doch zunächst werde ich froh sein, wenn ich die erste Etappe geschafft habe: die Anreise.
Ich fliege am 7. abends los und komme am 10. morgens an. Wie bitte? Nein, ich habe mich nicht mit den Zahlen vertippt. Ich habe einen Flug gebucht, bei dem ich 21 Stunden Aufenthalt in Dubai habe. Dort werde ich mir etwas die Stadt anschauen. Wenn man schon mal da ist… 😉
Ich freue mich darauf alleine zu reisen. Auch das ist etwas Neues für mich. In Dubai kann ich mich der Stadt und dem Fotografieren so ausgiebig widmen, wie ich mag.
Anschließend muss ich in Manila, der Hauptstadt von den Philippinen eine Nacht im Hostel übernachten, da Inlandflüge von Philippine Airlines nur bis 14 Uhr fliegen. So kommt es, dass ich 2,5 Tage unterwegs sein werde. Wen wundert es, dass ich ein wenig Schiss vor der langen Reise habe?! 😀
Ich werde also das Gefühl endlich angekommen zu sein, besonders schätzen! Bei all dem freue ich mich auf die Kinder. Ich bin so gespannt!
Vorfreude!
Ich bin gespannt auf das Klima und die Kultur, auf die Atmosphäre des Landes und die Stimmung der Menschen. Werde ich Zeit haben, das Land zu erkunden? Kommt man mit den Philippinos gut ins Gespräch? Ich hoffe, dass jemand vor Ort ist, mit dem ich reisen kann. Ich bin gespannt auf meine erste Fahrt mit den typischen philippinischen Jeepneys.
Mein Gespannt-Sein überwiegt die Abschiedstrauer, da ich mich darauf freuen kann, dass mein Freund mich im August für 3 Wochen besuchen kommt. Dass er das Ganze ein Stück mit mir erleben wird, macht die Sache irgendwie rund. Dadurch fällt mir das Abschied nehmen leichter.
Totzdem ist sie da, die Unsicherheit!
Und doch hatte ich manchmal Angst, wenn mir schlagartig bewusst wurde, dass es in wenigen Tagen losgeht.
Da stelle ich mir die Frage:
Wieso macht man das eigentlich?
Wieso lässt man Gewohntes hinter sich, sagt Freunden, Familie und Partner für eine lange Zeit „Auf Wiedersehen“ und stürzt sich ins Unvorhersehbare? Warum tauschen so viele den Alltag gegen die Anstrengung ein? Anstrengend wird es mit Sicherheit!
Wieso nehmen wir die Abschiedstraurigkeit für stressige Ungewissheit in Kauf?
Ich glaube, weil die Überwindung der Angst uns stärker macht; weil es ein gutes Gefühl ist, etwas zu wagen und zu meistern.
Wir wissen, dass überstandene Schwierigkeiten unseren Charakter stärker machen.
Durch die Ungewissheit spüre ich stärker meine Abhängigkeit von Gott. Ich spüre seine herzlichen Umarmungen intensiver. Und genau das ist meine Hauptmotivation:
Ich möchte Gottes liebevolle Umarmung spüren!
Dafür müssen wir nicht ins Ausland! Gott möchte uns auch Zuhause umarmen. Diese herzlichen Umarmungen Gottes gehen allerdings oft in Planung, Kontrolle, Hektik, Medien und Lärm unter. Ich glaube, wir können Gottes handeln und umarmen eindrucksvoller wahrnehmen, wenn wir unsere Komfortzone und Alltagsroutine verlassen. Das können wir allerdings auch dort tun, wo wir gerade sind. Wir müssen nicht ins Ausland reisen.
Wir könnten die Nachbarin zum Kuchen einladen, uns im Förderverein der Schule engagieren, zum Kirchenchor gehen, beim Flüchtlingsprojekt helfen, einen fast vergessenen Freund anrufen oder die eigene Oma besuchen fahren.
Ist es dein eigener Charakter dir wert, dich auf solche Dinge einzulassen?
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Na, dann wünsche ich dir ein gutes Ankommen außerhalb deiner Komfortzone und viele bewusst wahrgenommene liebevollen Gottesumarmungen vor, innerhalb und nach den überwundenen Schwierigkeiten 🙂
Schön, dass dich das Wissen um Gottes Begleitung bei deiner Reise mit den Flügeln der Morgenröte bis ans Ende der Welt stärkt und ermutigt!
Gerade gestern gelesen: Reifen beinhaltet immer Angstüberwindung und Risiko.
Ich bin gespannt, wie die überwindest, wächst und reifst und welch intensiven, schönen Erlebnisse du besonders mit den Kinder haben wirst. Du kannst sie nicht heilen oder retten, aber ihnen ganz viel Liebe und Wertschätzung geben. Das ist wunderbar!
Gute Reise und behütetes Ankommen,
Lea
Danke liebe Lea, das ist aber lieb. Ja, Reifen benötigt Angstüberwindung. Das sehe ich auch so.
Dir auch alles Gute beim Reifen und Wachsen. 🙂
Julia