Wenn ich mich anstrenge, bin ich in einem halben Jahr mit meinem Master fertig. Dann kann das Arbeitsleben losgehen. Doch wie, wo und welche Arbeit?
Was will ich überhaupt?
Es ist nicht so, dass ich nicht weiß, was mich interessiert. Mich interessiert vieles. Ich bin sehr begeisterungsfähig und könnte mir einiges vorstellen – auch in ganz unterschiedlichen Bereichen.
Doch bei vielen Möglichkeiten muss man sich dennoch für eine entscheiden.
Vor mehr als einem halben Jahr habe ich über ein ähnliches Thema geschrieben: Die Panik vor Lebensentscheidungen mit Mitte zwanzig. Mir tut es voll gut, ab und zu zu lesen, was ich selber mal geschrieben und gedacht habe. Auch wenn ich selber das geschrieben habe, vergesse ich doch oft die klaren Gedanken, die ich mal hatte. Schau vorbei, in dem Artikel versuche ich herauszuarbeiten, was im Leben eines Christen der Fokus sein sollte.
Erinnerungen sind Schlüssel, nicht zur Vergangenheit, sondern zur Zukunft.“ – Corrie ten Boom
Vor ein paar Tagen habe ich bei Facebook Bilder aus Cagayan de Oro gesehen, wo ich 2015 für sechs Monate eine besonders intensive Zeit verbringen durfte.
Die Bilder lösen Gefühle, Wünsche und Visionen dieser Zeit aus und ich merke, wie sehr mein Herz für diese Kinder schlägt. Sie lösen eine Sehnsucht in mir aus mit Gott übers Wasser zu gehen und dabei kleine, dreckige Kinderhände an der Hand zu halten und in große, strahlende Augen zu schauen.
Obwohl ich mir in den nächsten Monaten noch keine Gedanken darüber machen wollte, wie es nach meinem Master weitergeht, kamen diese Gedanken automatisch.
Ich wollte doch eigentlich mal für eine längere Zeit auf die Philippinen…
Und was will eigentlich Gott?
Gestern bei der Arbeit in einem Familienzentrum in Trier habe ich wieder viel Inspiration für mögliche Zukunftsprojekte bekommen. Auf dem Weg Richtung Bus fragte mein Herz Gott ganz energisch:
„Gott, was willst du von meinem Leben?“
Wenn ich so leidenschaftlich frage, bekomme ich auch meistens eine Antwort. Das was in meinen Gedanken auftaucht macht dann plötzlich Sinn und ist stimmig mit dem, was ich über Gott weiß. Nicht selten ist es das, was ich gerade eigentlich nicht hören will, aber weiß, dass es Gottes Sichtweise der Dinge ist.
Letzteres war gestern der Fall.
„Gott, was willst du von meinem Leben?“
„Dass du es reinigst.“
Bäm! Wow.
„Herr, wieso bist du eigentlich so direkt?“
Letzte Woche habe ich darüber geschrieben, dass ich mich Gott wieder nähern will. Irgendwie habe ich IHN die letzten Monate aus den Augen verloren. Vergangenen Sonntag war ich dann bei einem Open Air Gottesdienst der freien evangelischen Gemeinde Rheinbach im Freizeitpark. Bei einem Theaterstück, in dem der Mensch sich von Gott entfernt, ihn gesucht und durch Jesus wieder zu ihm zurück gekommen ist, lautete der letzte Satz aus Gottes Perspektive: „Mensch, schön, dass du wieder da bist. Ich liebe dich.“ Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich war begeistert wie konkret Gott zu mir spricht. Er freut sich, dass ich mich wieder auf den Weg zu ihm gemacht habe.
Und nun, auf dem Weg zu Bus, frage ich weiter was Gott sich von mir wünscht und er sagt: „dass du dein Leben reinigst.“
Gottes Wille ist eure Heiligung.
Da kommt mir ein Bibelvers in den Sinn. „Gottes Wille ist eure Heiligung.“ – 1. Thessalonicher 4,3. In wenigen Stellen in der Bibel ist so konkret von Gottes Willen für unser Leben die Rede. Doch hier wird Gottes Wort greifbar.
Wer nach Gottes Willen sucht, hier ist die Antwort:
unsere Heiligung.
Ich frage nach Gottes Willen und merke immer wieder: Nur schwer hören wir Gottes Stimme, wenn in unserem Leben Sünde Platz hat. Deswegen sagte Gott mir: „Reinige dein Leben. Mein Wille ist deine Heiligung.“
Was bedeutet Heiligung?
Insgesamt kommt das Wort „Heiligung“ neun Mal in der Bibel vor. Das ist nicht gerade oft. Dabei kommt es kein einziges Mal im Alten Testament vor. Heiligung ist also ein Konstrukt des Neuen Testaments. Der große Unterschied des Alten – zum Neuen Testament ist, dass im Neuen Testament Jesus als Gottes Sohn auf Erden gekommen ist.
Die Formulierung „Heiligt euch!“ findet sich sieben Mal in der Bibel – sechs davon im Alten Testament.
Dies verdeutlicht, dass „Heiligung“ nicht „heiligt euch!“ bedeutet. Die Aufteilung der beiden Verwendungen im Alten- und Neuen Testament verdeutlicht vielleicht eine Gegenüberstellung.
Durch Jesus müssen wir uns nicht mehr selber heiligen. Wir müssen uns nicht mehr selber würdig für Gottes Gegenwart machen.
Die Bibel bringt dies in einer anderen Stelle auf den Punkt:
Und weil Jesus Christus den Willen Gottes erfüllt und seinen eigenen Leib als Opfer dargebracht hat, sind wir jetzt ein für alle Mal geheiligt.“ – Hebräer 10,10
„Sich heiligen“ ist die Folge von Sündenerkenntnis. Wenn ich merke, dass ich mich von Gott entfernt habe, dann darf ich meine Sünde bekennen und sie loslassen. Die Sünde ist uns dann vergeben.
Wahre Sündenbekenntnis geht Hand in Hand damit, die Sünde zu meiden. Das verstehe ich darunter, was Gott meinte, als er zu mir sagte: „reinige dein Leben.“ Ich kann Sünde nicht von Herzen bekennen und sie ein paar Tage später wieder tun.
Und dieser zweite Schritt ist die Heiligung als Folge der Erkenntnis der Gnade Gottes.
Heiligung bedeutet also: dem Stand als Heiliger, als Gottes Kind, entsprechend zu leben.
Wir sind Königskinder, auch wenn wir uns wie Prinz Harry verhalten.
Wir alle kennen Prinz Harry. Auch wenn er ausschweifende Partys feiert und manch Engländer sich für ihn schämt, ist er dennoch der Prinz von England.
Genau so sind wir als Menschen, die Gottes Gnade angenommen haben, seine Kinder. Wir sind es auch dann noch – Gott sei Dank (!) – wenn wir Mist bauen. Nehmen wir diese Ehre als Gottes Kinder zu leben erst und dankbar an, bedeutet dies unsere Heiligung: Wir suchen Gottes Nähe und seinen Willen.
Und da scheinen wir uns im Kreis zu drehen. Ich frage nach Gottes Willen und er antwortet: deine Heiligung, was so viel bedeutet wie „seine Willen zu tun“.
Gottes Wille ist für uns oft gar nicht so einfach zu erkennen, obwohl in der Bibel so viel Konkretes zu Gottes Willen steht. Wenn wir im Kleinen seinen Ideen vom Leben folgen, werden wir auch im Großen seine Stimme flüstern hören. Wenn wir im Kleinen Schuld, die uns von Gott trennt, vermeiden, werden wir auch im Großen standhaft sein.
Wir funktioniert das praktisch?
Hast du auch so einen Prinz Harry in dir, dem du nicht standhalten kannst? Wir sind nicht immer stark genug und das ist auch gut zu wissen. Wir leben durch Jesu Kraft in uns. Lasse Jesus auch in diesem Bereich, in dem noch Prinz Harry wütet, dein Herz erfüllen.
Jesus lebte uns auch das vor als er Blut und Wasser schwitzte. Er hatte Angst vor seiner bevorstehenden Kreuzigung. Dennoch sagte er: „Vater, wenn du willst, lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen. Aber nicht mein Wille soll geschehen, sondern deiner.“ – Lukasevangelium 22,42
Genau das ist Heiligung: nicht unserem Willen / unseren Bedürfnissen nachzujagen, sondern Gottes Willem nachzueifern.
Und dann komme ich wieder zu dem Schluss:
Egal wo und was wir tun: Gottes Wille ist, dass wir nah an seinem Herzen sind.
Ich werde das Thema „Heiligung“ vertiefen und darauf eingehen, ob wir uns nicht selbst verleugnen, wenn wir nicht unserem Willen folgen.
Habt ihr weitere Anregungen und Gedanken zu diesem Thema, auf die ich eingehen kann? Hinterlasst diese einfach weiter unten im Kommentarfeld oder schreibt mir eine Nachricht. Ich freue mich über Inspiration.
Ich wünsche dir die Sehnsucht danach Gott zu begegnen,
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Hallo,
danke für die wahren Worte! Richtig gut. Ich merke auch, dass Jesus mich reinigen möchte, in ganz verschiedenen Bereichen. Wenn ich zu viel Zeit im Internet verbringe und das zu ner Art Gott wird oder wenn ich feststelle, dass Gott mein Charakter und wie ich mit anderen und Situationen umgehe, doch wichtiger ist als gedacht. Vielleicht magst du ja auf verschiedene Formen der Heiligung eingehen und wo deiner Meinung nach die meisten von uns heute zu wenig auf Heiligung achten? 🙂
Und viel Erfolg bei deiner Masterarbeit! Ich hab das gerade hinter mir (auf meinem Blog hab ich auch einen Post über MAs geschrieben, vielleicht was für dich) und bin jetzt in der Phase danach… Die Philippinen sind natuerlich toll, wenn Gott dir das aufs Herz legt, mal sehen, wie es weitergeht 🙂 Liebe Grüße, Anne
Hallo liebe Anne,
danke für deine Rückmeldung und erstmal: herzlichen Glückwunsch zur Masterarbeitsabgabe. 🙂
Hast du an bestimmte „Formen“ der Heiligung gedacht? Mir ist nicht ganz klar, was du damit meinst.
Gottes Segen dir bei deinen ersten Schritten nach dem Studium,
deine Jule
Danke danke!
Ich meine damit, welche Lebensbereiche besonders für junge Leute Heiligung brauchen – wie du das erlebst. Ich denke, da hat jede Generation unterschiedliche wunde Punkte? Maybe 🙂