Es war ein Traum von mir seit ich 14 war.
Irgendwie war dieser Wunsch so tief in mir verankert, dass ich wusste, ich würde es bereuen, es nicht gewagt zu haben.
Lange befürchtete ich jedoch, ich werde mir diese Vision nicht erfüllen.
Doch plötzlich war der Zeitpunkt da, in dem ich spürte:
jetzt oder nie.
Zwischen meinem Bachelor und Master habe ich mir ein halbes Jahr Zeit genommen um einen freiwilligen Einsatz bei der NGO IslandKids Philippines auf den Philippinen zu machen.
Obwohl auch dieser Zeitpunkt nicht perfekt war, wollte ich nicht länger warten. Denn perfekt gibt es hier auf Erden nicht.
So kam es also dazu, dass ich vor 5 Monaten mit meinem Rucksack in Cagayan de Oro am Flughafen stand – umgeben von heißer Luft und fremden Gesichtern, mit Hunger aber wenigen Vorstellungen was mich erwarten wird.
Meine fünf Monate auf den Philippinen fliegen dahin
Ich habe so viel erlebt… Und nun soll wirklich schon die letzte Woche dieses Lebenstraums angebrochen sein?
Ich soll ernsthaft daran denken, diese Menschen, dieses Lachen und diese strahlenden Augen hinter mich zu lassen?
Was mache ich mit all den Erfahrungen, all den Gedanken, ja sogar all den Fotos?
Kann ich jemandem wirklich erklären, was ich erlebt und empfunden habe? Was für unglaubliche Freude und Zufriedenheit ich gespürt habe? Oder von meinem Ärger, meiner Einsamkeit und Sehnsucht erzählen?
Wem kann ich erzählen von der Zerrissenheit, die ein anderes Leben in einer anderen Kultur mit sich bringt?
Zwischen Vorfreude und Abschiedsschmerz
Wie soll ich erklären, was ich selbst nicht verstehe?
Da ist diese vorausgeworfene Sehnsucht.
Diese Kinderhände haben mein Herz berührt, das Strahlen ihrer Augen meine Welt erhellt und der Klang ihres Lachens mein Inneres zum Schwingen gebracht.
Ich werde ihre Patschehände schrecklich vermissen, ihre Umarmungen, ihre großen, interessierten Augen. Ich werde es vermissen von einer kleinen „Ate Julia“-schreienden Herde fast umgerannt zu werden.
Nebenbei werde ich auch die frischen Kokosnüsse, Mangos und Avocados vermissen. Ganz zu schweigen von dem Meer, der Sonne und dieser unbeschreiblichen Art zu leben.
Oh ja und auch das werde ich vermissen: das Gefühl, etwas Gutes in dieser Welt zu bewirken.
Neben dieser antizipierten Sehnsucht verspüre ich große Vorfreude auf Zuhause.
Auf Deutschland, Struktur, Selbstbestimmtheit. Selber kochen, Freunde und Familie treffen. Einfach wieder ein geregeltes Leben zu führen.
Angst vor dem bekannten Alltag
Doch da ist auch eine Angst vor dem Alltag, dem Stress, dem Vergessen.
Ich möchte nicht vergessen, was ich hier gelernt habe.
Ich möchte nicht in der deutschen Hektik ertrinken bevor ich im Meer meiner Erfahrungen schwimmen gelernt habe.
Ich möchte mir Zeit nehmen zu verarbeiten, zu schreiben, zu beten und Bibel zu lesen. Ich möchte Gott die Zeit geben, den Dingen Nachhall zu verschaffen. Ich möchte bewusst verarbeiten und bewusst in Deutschland weitermachen. Auf keinen Fall möchte ich Ende des Jahres auf drei Monate Hektik zurück blicken in denen ich mich meinen deutschen Sorgen hingegeben habe.
Ich möchte genügsam und langsam leben.
Qualität statt Quantität.
Möchte meinen Gegenüber immer als wichtigste Person betrachten.
Und ich möchte beten. stundenlang. tagelang. mein ganzes Leben.
Meine Gedanken zum Thema Gebet: Das Gebet: Ein Silberstreifen am Horizont Für andere beten heißt für andere kämpfen – Ein ganz besonderer Akt der Liebe
Das wichtigste ist immer der aktuelle Moment
Was ich vor allem nicht möchte:
In der Vergangenheit oder der Zukunft leben, genauso wenig wie in Träumereien, Ängsten oder Erwartungen.
Ich möchte den Moment leben, wie er ist. Mit seinen guten und seinen schlechten Seiten. Möchte ehrlich sein, lieben, lachen und Spaß haben. Das Leben ist zu kurz, um sich über dumme Dinge zu ärgern. Missgeschicke gab es für mich auf den Philippinen einige. Und ich bin so gut darin, mich über so etwas zu ärgern.
Visum vergessen zu verlängern, einen weiteren Monat Visum wegen einem Tag zahlen müssen, von anderen vergessen werden, Handy ertrunken, Objektiv – wahrscheinlich durch den Staub – in große Mittleidenschaft gezogen.
Wer viel hat kann viel verlieren. An diese materiellen Dinge sollten wir nicht unser Herz hängen!
Ich möchte nicht erst wenn ich wieder in Deutschland bin ein betendes Herz haben, mein Gegenüber als wichtigste Person ansehen und den Moment genießen. Diese eine letzte Woche…
Alles über meinen Einsatz findest Du hier.
Kennst Du Gedanken und Gefühle wie diese? Hast Du so etwas vielleicht selber schon bei einem Auslandsaufenthalt erlebt?
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Hey Julia!
Echt cooler Artikel! Geht eine echt coole Zeit für Dich zu ende. Habe Deine Zeit auf den Philipinien verfolgt – Echt genial was Du gemacht hast. Wünsche Dir dann wieder einen guten Start in den Alltag!
Be blessed
Markus
Hallo lieber Markus,
vielen Dank für deine nette Rückmeldung. Ja, es geht eine besondere Zeit für mich zuende.
Dankeschön, sei reich gesegnet,
Julia
Liebe Julia!
Ich möchte mich bei Dir dafür bedanken, dass Du mich durch Deine tiefgründigen Gedanken, Erlebnisse und wunderbaren Bilder mitgenommen hast auf die Philippinen! Ich habe immer sehr gespannt auf Deine Briefe gewartet und ich fühlte mich dadurch echt beschenkt! Ich wünsche Dir, dass Du durch diese Zeit und die gemachten Erfahrungen bereichert in Deinen Alltag zurückkehrst und den Weg, den unser himmlischer Vater bereits für dich vorgesehen hat, erkennst und gerne gehst. Sei herzlich gegrüßt von Birgit
Liebe Birgit,
vielen, vielen Dank für dein tolles Kommentar, dass ich am Flughafen kurz vor meiner Abreise von den Philippinen lesen darf.
Du ermutigst mich wirklich weiterhin zu schreiben. Schön, dass es bei Dir gut ankommt.
Gott segne Dich und schenke deinem Herzen Freude.
Bis bald, Jule