Gott am Steuerrad
Ich habe ein tiefes Verlangen danach, dass Gott in meinem Leben den Ton angibt. Ich möchte seine Wege für mein Leben gehen.
Manchmal sind dieser Wunsch und die damit verbundenen Visionen so stark, dass es fast schmerzt.
Es schmerzt, weil ich Angst habe, diesen Weg nicht zu finden; weil ich Angst habe, etwas falsch zu verstehen. Ich sehne mich danach, im Einklang mit Gottes Willen zu leben, weil ich weiß, dass ich nur dann wirklich ich bin.
Carole Mayhall, eine amerikanische Autorin, schreibt in ihrem Buch from the heart of a woman:
Täglich lebe ich in der Angst, einer durchaus gesunden Angst, etwas von dem zu verpassen, was Gott für mich bereithält. Es ist wirklich horizonterweiternd, über all das nachzusinnen, was Er mir alles schenken will. Auf keinen Fall möchte ich dadurch, dass ich mir keine Zeit nehme, Ihn in meinem Leben bestimmen zu lassen, auch nur einem der Schätze beraubt werden, die Er für mich vorgesehen hat. Oder dadurch, dass dringend scheinende Routineangelegenheiten mir die Zeit für die spannendste, erfüllendste Beziehung meines Lebens rauben.“
Dieses Zitat drückt ein wenig von dem aus, was ich empfinde, wenn ich über mich und meinen Lebensweg nachdenke. Es beschreibt die Sehnsucht in Gottes wohltuender Gegenwart zu baden und im Einklang mit seinem Willen zu leben.
So einfach scheint es nicht
Doch wieso schreibe ich von Angst?
Die Angst kommt, weil es gar nicht so einfach scheint, Gottes Wege zu erkennen, geschweige denn sie zu gehen. Woher weiß ich, was sein Wille für mich ist?
Ungewiss
Eine Freundin sagte einst:
Würde Gott mir sagen, was er von mir möchte: Ich würde sofort meine Sachen packen und ans andere Ende der Welt ziehen, wenn es sein Wille wäre. Doch ich weiß einfach nicht, was sein Wille für mich ist.“
Um Gottes Wege zu gehen und seine Ziele verfolgen zu können, sollten wir das offensichtliche tun: gehen und Ziele haben.
Nur wenn wir uns bewegen, kann Gott uns lenken.
Wenn wir dabei im Gebet nach Gottes Blickwinkel Ausschau halten und lernen, sein Flüstern zu verstehen, dann können wir Schritt für Schritt unseren Weg mit Gott gehen und unsere – besser noch – seine Ziele für unser Leben verfolgen.
Gehen und bewegen lassen
Letztes Jahr stand ich vor der Frage, ob ich eine Weiterbildung neben meinem Studium machen möchte. Meinen Interessen zugrunde standen eine Traumatherapieausbildung oder eine Schreibtherapieausbildung zur Frage. Die Schreibtherapie kann speziell in der Traumatherapie eingesetzt werden. Die Entscheidung für eines der beiden Bereiche fiel mir schwer. Ich betete und fragte, doch schien mir beides irgendwie „gut“ zu sein.
Daraufhin machte ich ein Praktikum in der Traumaberatung für Flüchtlinge und wollte dieses als Grundlage für den Entschluss nehmen. Das Praktikum bestärkte mein Interesse an der Arbeit mit traumatisierten Menschen, half mir jedoch nicht offensichtlich bei der Entscheidungsfindung. Beide Ausbildungen können Grundlage für die Arbeit mit traumatisierten Menschen sein.
So sagte ich mir: Ich werde einfach losgehen. Besser ich entscheide mich für eines, als aufgrund von Entscheidungsschwierigkeiten nichts zu tun.
Ich fragte Gott, wägte praktische, finanzielle und weitere Komponenten ab und meldete mich zur Traumatherapieausbildung in Frankfurt am Main an. Mein Interesse an der Schreibtherapie besteht immer noch und ich möchte diese auf jeden Fall in meinen zukünftigen Berufsalltag integrieren.
So bin ich losgegangen, habe gebetet und mich für einen Weg entschieden. Weiter bin ich sensibel dafür, was Gott mit mir vorhat. Durch meine Entscheidung habe ich ihm ein weiteres Werkzeug gegeben mich zu gebrauchen. Und gerade bin ich auf dem Weg zu meinem letzten Blocktermin in Frankfurt am Main.
Gottes Wesen erahnen
Einstellungen von Menschen, die wir gut kennen, können wir besser abschätzen als von Menschen, die wir nur flüchtig kennen.
Genauso ist es mit Gottes Sicht auf die Umstände, in denen wir gerade stecken. Je besser wir Gottes Wesen kennen, desto eher können wir seine Gedanken erahnen.
Sein Wort ist angehäuft mit Wissen über uns, das uns gut tut
Gott kennen lernen können wir durch sein Wort. Es ist, neben der Schöpfung, das einzig handfeste, das wir von ihm haben. Es ist das einzige, das uns Gottes Wesen und Charakter in Worte fasst.
Und es ist das einzige, das beschreibt, wie Gott uns als Menschen sieht. Er sieht und kennt uns durch und durch, er hat uns geschaffen. Mit diesem Wissen des Schöpfers ist die Bibel angehäuft und enthält Weisungen für ein Leben, das uns gut tut.
Wenn wir uns durch Gottes Wort mit seinem Wesen und seine Gedanken beschäftigen, im Gebet unsere Gedanken mit Gottes abgleichen und im Handeln nach seiner Führung schauen, dann sind wir auf dem besten Weg, Gottes Willen zu folgen.
In vielen Alltagsfragen ist auf diese Weise der Wille Gottes klar erkennbar.
Entscheidung nicht möglich?!
Stellen wir uns die Frage nach unseren eigenen Motiven oder danach, was Gott verherrlichen würde, liegt die Antwort manchmal auf der Hand.
Doch manchmal liegt die Entscheidung eben doch nicht auf der Hand. Wir müssen uns zwischen zwei guten Dingen entscheiden, bei denen wir nicht sagen können, was Gott mehr verherrlichen würde. Und nicht immer ist das „offensichtlich christliche“ auch das Beste. Wenn ich konsequent zum Bibelkreis gehe, statt ihn einmal ausfallen zu lassen um einer Freundin in Schwierigkeiten zu helfen, verdeutlicht das nicht unbedingt Gottes Fürsorge.
Wie entscheiden wir uns, wenn Dinge nicht so klar sind?
Immer noch gilt: lies Bibel, bete (hol dir ggf. Rat von Vorbildern ein) und gehe irgendwann los. Während du gehst, lass dich leiten. Sei sensibel und vor allem ehrlich zu dir selbst und Gott.
Manchmal sollten wir die klar vorgegebenen Wege verlassen. Gottes Wege sind oft außergewöhnlich und abenteuerlich.
Für mich klärten sich die meisten Dinge auf diese Art und Weise im Gehen. Besonders im Rückblick kann ich oft Gottes Willen erkennen.
Wie ist das bei dir? Hast du Tipps für mich, Gottes Willen zu erkennen? Hast du auch manchmal Schwierigkeiten damit?
Hallo Julia,
ein kleiner Schreibfehler (oder vielleicht auch volle Absicht?) hat mich noch einmal mehr dazu inspiriert Gottes Wegen uneingeschränkt mein Vertrauen zu schenken – auch wenn das manchmal schmerzliche Erfahrungen mit sich bringen kann und Zweifel nicht ausgeschlossen sind. Du hast an einer Stelle Fürsorge mit „H“ geschrieben: FüHrsorge. Der Begriff füllte sich dadurch für mich mit noch mehr Sinnhaftigkeit. In Gottes FüHrung und seinen Wegen liegt immer seine Fü(h)rsorge für mich. Auch wenn ich seinen Pfade für mich nicht immer verstehe, weiß ich: Er möchte ein Leben für mich, das gelingt.
Hallo liebe Linda,
wie hyper witzig. Ich habe, bevor ich deinen Kommentar gelesen habe, noch mal schnell Fehler verbessert. 😀
Vielleicht sollte ich ihn stehen lassen? 🙂
Schöne Gedanken hast du zu Gottes Wegen. Manchmal ist es schwierig sie zu sehen und zu gehen, bringt vielleicht Enttäuschung mit sich, aber ist, wie du bereits schreibst: ein guter Weg für uns.
Gott befohlen!
Die Bereitschaft Gottes Willen zu tun ist entscheidend, so erlebe ich es. Wenn unser Herz sagt:“Dein Wille geschehe…“ dann erkennen wir diesen. Und letztendlich ist es Gott, der uns befähigt, uns für eine Aufgabe stark macht und uns die Angst nimmt.
Liebe Julia!
Heute muss ich Dir einfach mal antworten!
Mir hilft es oft, das Ganze Problem auf die praktisch-menschliche Ebene zu holen:
Jeder irdische Vater, der sein Kind liebt, wird von Anfang an alles tun, damit es den richtigen Weg findet. Zuerst das Kleinkind an der Hand des Vaters – dann das Schulkind, später der Teenie darf anfangen, selbständig zu werden – lernt alleine Wege zu gehen ….. darf Fehler machen und sich auch mal verlaufen ….. das gehört alles dazu …. aber der Vater wird immer wohlwollend über den Wegen seines Kindes wachen….. auch wenn er nicht immer sichtbar dabei ist! Das Kind kann mutig sein, weil es weiß, dass es sich auf seinen Papa verlassen kann!!!! Immer und überall!!!
Wieviel mehr darfst Du Dich auf Deinen himmlischen Vater verlassen!!! Totalissimo!!!!
Er liebt Dich so sehr!!!! Er freut sich an jedem Schritt, den Du tust …. und er wünscht sich nur eines: dass Du Ihm vertraust!
Die „Angst den richtigen Weg nicht zu finden“ ist eine schlaue Lüge des Feindes, der Dir einreden will, dass Gott Dir sicher nicht hilft und Dich in die Irre laufen lässt und deshalb musst Du Dich mit Zweifeln plagen … usw. Wirf diese Angst raus aus Deinem Herzen!!
Im Propheten Samuel gibt es so ein gutes Wort von Samuel zu Saul, als er ihn gesalbt hat und ihm den Heiligen Geist verheißt. Da sagt er: tu, was dir vor die Hände kommt!“
Julia, Du machst es richtig! Du fragst nach Gottes Willen – und dann „tu, was Dir vor die Hände kommt!“ Du darfst Fehler machen ……. angstfrei! Weil Du eine geliebte Tochter des Allerhöchsten bist!
Du darfst mutig sein, weil Du weißt, dass Dein himmlischer Vater immer wohlwollend an Deiner Seite ist! Ich wünsch Dir von Herzen, dass Du weiter ganz viele wunderbare Abenteuer mit IHM erlebst!
Sei ganz herzlich gegrüßt ……. und gesegnet……
Ingrid
Hallo Ingrid,
danke für deine ausführliche Rückmeldung. Ja, ich darf Fehler machen und Gottes Liebe ist immer da.
Trotzdem glaube ich, dass man auch als Christ Wege einschlagen kann, die nicht gottgewollt sind. Natürlich ändert das nichts an Gottes Liebe für uns. Wie leben ja aus seiner Gnade. Und das wunderbare ist: Gott kann aus Mist Dünger machen.
Allerdings denke ich, dass wir für unser Handeln auch die Konsequenzen tragen müssen.
Wie bei Davids Fremdgehen und dem darauffolgenden Mord an dem Ehemann. Manchmal kann man sich als Christ verrennen. Gott nimmt einen immer wieder auf. Und durch Jesus auch ohne irgendwelche „Wiedergutmachungen“, die unsererseits nötig wären. Irdische Konsequenzen gibt es (ganz natürlich) allerdings trotzdem.
Wir leben in Freiheit in Christus und haben gleichzeitig Verantwortung.
Ganz liebe Grüße,
Gott befohlen,
Julia
Entscheidungen treffen nach Gottes Willen | inspired:wycliff
[…] Tagtäglich müssen wir Entscheidungen treffen. Das wissen wir alle und es ist nichts Neues. Dazu gibt es auch eine Reihe guter und hilfreicher Tipps, die erleichtern sollen, welchen Weg man wählt. Mal geht es um die Frage, was man anzieht oder was man als Mittagessen auf den Tisch bekommt. Ein anderes Mal haben wir bei scheinbar gewichtigeren Fällen die Qual der Wahl: Welchen Beruf wähle ich? Wie sieht es mit dem zukünftigen Partner aus? Soll ich lieber in der Bibel lesen oder mich doch mit einem Freund oder einer Freundin treffen, um seine/ihre Fragen zum Glauben zu beantworten? Scheinbar gibt es mehrere Kategorien von Entscheidungen: Die weniger wichtigen, die keine allzu großen Auswirkungen haben, die größeren Fragen, die das Leben auch zukünftig stark beeinflussen werden und diejenigen, bei denen man sich zwischen gleichwertigen Alternativen entscheiden muss. Da ist es gar nicht so einfach, das Richtige zu tun. Doch was ist überhaupt das Richtige? Was will Gott von mir? Fragen, die sich viele Menschen stellen. […]
Hallo liebes wycliff-Team,
Danke für die Verlinkung. Das freut mich aber sehr. 🙂
Alles Liebe, Julia
Hallo allerseits,
das Thema, das uns hier verbindet, bewegt mich seit 20 Jahren. Ich bin jetzt 51. Ich vermisse Gott. Seine Intervention, seinen Plan, seine allmächtige Liebe, die allen Dingen und Ereignissen einen Sinn gibt. Gleichzeitig sehe ich, dass Menschen, die sich diese Gedanken und diese Fragen (Was ist Gottes Wille in meinem Leben?) nicht stellen, glücklich oder auch total unglücklich werden, als hinge es davon nicht ab. Ich glaube manchmal, dass sein „Schweigen“ dadurch zustande kommt, dass ich Falsches von Ihm erwarte. Es liegt also nicht an Gott, sondern an meinem Charakter.
Komm, lieber Gott, forme meinen Charakter, damit ich Dich verstehen kann.
Liebe Grüße an alle!