Wie lässt Gott sich finden?
Eine ehrliche Leserin meines Blogs antwortete mir auf meinen Blogpost über Jesu Auferstehung zu Ostern:
„Ich glaube nicht. Ich möchte glauben. Ich kann nicht glauben.
Kann es Gott geben? Kann er mir helfen? Wie kann ich lernen, auf jemanden zu vertrauen, von dem ich nicht weiß, ob er existiert?
Julia, wie kommst du zu Gott? Hast du schon einmal darüber geschrieben?“
Die Reaktion eines Facebookusers auf dieses Bild: „Es müsste heißen: IMMER versteckst du dich.“
Wo ist Gott?
Viele Menschen habe das Gefühl, dass Gott sich nicht finden lässt. Sie machen sich auf die Suche, doch finden nichts.
Der große russische Religionsphilosoph Nikolai A. Berdjajew behauptet:
Der Mensch ist unheilbar religiös.“
Egal in welcher Kultur oder Epoche – es ist die Suche nach Gott oder zumindest nach einer Erklärung für das Woher, Wohin und Wozu des Lebens, die die Menschen beschäftigt, antreibt und Neues ausprobieren lässt.
Innere Unruhe
Diese Suche nach Gott und lässt eine innere Unruhe entstehen, die den Menschen dazu treibt, danach zu suchen, was wirklich zählt. Das suchen nach dem Sinn ist tief in uns drin und hilft uns, nicht an unserer eigentlichen Bestimmung vorbei zu leben.
Kommt diese Unruhe von Gott? Oder sucht der Mensch nur nach einem höheren Wesen, weil er etwas braucht, an das er sich festhalten kann? Wie könnte man überhaupt sicher wissen, ob es Gott gibt?
Die Bibel nennt folgende Hinweise, die den Gedanken nahe legen, dass es Gott tatsächlich gibt:
- Die Schöpfung selbst
- Die grundlegenden Werte, die Menschen weltweit miteinander verbinden, wie auch das Gewissen
- Die Sehnsucht des Menschen nach einem Sinn und einem Ziel
Doch nun berichten einige, dass sie, angetrieben von dieser Sehnsucht, Gott suchen, aber nicht finden.
Ich bin überzeugt davon, dass Gott sich finden lassen will!
Er ist gar nicht versteckt. Uns fehlt nur oft die Fähigkeit, ihn zu sehen. Vielleicht suchen wir falsch, vielleicht erwarten wir bestimmte Dinge und sehen nicht, wenn Gott sich auf andere Weise offenbart.
Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden; ja, wenn ihr ernsthaft, mit ganzem Herzen nach mir verlangt, werde ich mich von euch finden lassen.“ Jeremia 29,13
Dieser Bibelvers spricht von einer Suche nach Gott mit ganzem Herzen. Halbherzig und mit Einschränkung lässt Gott sich nicht finden, denn dann suchen wir nicht Gott selbst, sondern eine Vorstellung von Gott, die uns passt. Halbherzig bedeutet: nicht ganz bei der Sache, nicht ganz überzeugt, nicht mit vollem Engagement.
Kann es sein, dass Du nur den Gott suchst, der dir passen würde?
Wieso müssen wir Gott suchen? Wieso sucht er nicht uns?
Gott muss uns nicht suchen, denn er hat uns nie verloren. Und trotzdem kommt er in Jesus Christus auf die Welt, um sich uns zu zeigen.
Mit ganzem Herzen
Gott mit ganzem Herzen zu suchen fordert nicht, dass wir alle ins Kloster gehen müssten. Es geht um eine Haltung, um die ernsthafte Auseinandersetzung mit Gott. Die Suchen nach Gott sollte sich wie ein roter Faden durch alles zieht, was unser Leben ausmacht; durch alles, womit wir uns gerade beschäftigt bin.
An Gott zu glauben bedeutet ihm zu vertrauen. Das Wort, dass in der Bibel für Glaube verwendet wird, verdeutlicht keine wage Vermutung, sondern einen Entschluss zu Vertrauen.
Wer zu ihm kommen möchte, muss glauben, dass Gott existiert und dass er die, die ihn aufrichtig suchen, belohnt.“ Hebräer 11,6
An ihn zu glauben, bedeutet damit zu rechnen, dass es ihn gibt – selbst wenn ich noch nicht genau weiß, wie er ist. Es bedeutet auch, darauf zu vertrauen, dass Gott irgendetwas mit meinem Leben zu tun hat und dass es sich lohnt, bei ihm nach Antworten auf meine Fragen zu suchen.
Wir dürfen wie in Markus 9,24 zu Gott rufen: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Und Gott zutrauen, dass er sich offenbaren wird.
Der Glaube verschließt die Türen zur Wirklichkeit nicht. Er öffnet sie.“
Helmut Thielicke
Dabei ist es für meine Suche nach Gott nicht entscheidend, wie groß der Glaube ist, den ich mitbringe. Viel wichtiger ist, dass ich diese Suche beginne und nicht mehr aufgebe, bis ich IHN gefunden habe – selbst wenn ich am Anfang nur einzelne Puzzleteile habe. Jeder, der sich einen (größeren) Glauben wünscht, kann es Gott sagen. Du darfst ihm gegenüber deine Zweifel nennen und mehr Glauben von ihm bekommen.
Geschichten der Bibel, die von Gottes Gegenwart zeugen
Wenn wir uns mit Fragen nach Gott beschäftigen, sind die Antworten immer in seinem Wort zu finden.
In 1. Könige 19 lesen wir, dass Elia vor seinen Feinden geflüchtet ist und auf Gott wartete. Doch als der Sturm, das Erdbeben und das Feuer kam, war Gott nicht in ihnen. Gott offenbarte sich in einem leisen Säuseln, das von der Gnade Gottes spricht. Gottes Geist spricht leise, sodass wir ihn in der Hektik dieser Welt oft überhören.
Es scheint, als hätten sich bei Elia alle Mächte austoben müssen. Elia hatte eine schwere Zeit hinter sich und wahrscheinlich große Unruhe in sich. Als alles still wurde, als alles zur Ruhe gekommen war, als die aufwühlenden Mächte sich legten, da kommt es zu einem Gespräch zwischen Elia und Gott.
Elia fasst durch dieses Gespräch neuen Mut, nimmt einen neuen Auftrag Gottes an und ist wieder frei, Gott zu vertrauen. Die Angst fällt von ihm ab.
Dieses Ereignis verdeutlicht so gut, wie wir Gott begegnen können und wie tief uns die Begegnung mit Gott erreichen kann.
Gott spricht leise
Gott spricht oft leise, weil er ein persönlicher Gott ist. Wenn wir uns einem nahen Menschen mitteilen möchten, dann sprechen wir auch nicht mit lauter Stimme. Die wichtigsten und persönlichen Dinge werden leise gesagt. Vielleicht ist das auch so bei Gott. Zudem möchte Gott sich nicht aufdrängen. Er will uns nicht anschreien, damit wir ihm zuhören. Er ist ein Gentleman und wartet, bis wir ihn suchen.
Die Frage ist: Willst du Gott begegnen?
Diese Begegnung hätte unweigerlich Folgen. Wir spüren: Hier entwickelt sich ein Kampf zwischen meiner Souveränität, meinen Einstellungen, meinen Werten und der unleugbaren Gegenwart Gottes.
Es ist ein Kampf zwischen meinem Egoismus und der Herrschaft Gottes in unserem Leben. Wir können ihn nicht finden, ohne ihn in unserem Leben herrschen zu lassen, denn er ist Gott.
Wenn er mir begegnet, kann ich ihn nicht mehr leugnen. Diese Spannung, spüren wir schon vorher. Und manchmal ist es mit ein Grund, warum es uns so schwer fällt, Gott begegnen zu wollen. Unser Herz spürt, das hätte Konsequenzen. Ich könnte nicht so bleiben, wie ich bin.
Ich würde mich im Lichte Gottes sehen, in seinem Glanz, seiner Perfektion. Und ich stünde da wie Adam und Eva im Paradies: nackt. Und nachdem sie sich von ihrem Egoismus leiten ließen, haben sie sich geschämt.
Wer will das schon?
Es ist Realität, dass wir so sind. Es ändert nichts, wenn wir uns Gott entziehen. Wir sind Menschen, die einfach da stehen: Nackt und bloß vor Gott.
Wir sind Menschen, die aus sich heraus nicht frei werden, Erfüllung finden und ewig leben. Ob wir das wahrhaben wollen oder nicht. Anstatt Gott in unserem Leben anerkennen zu wollen, drehen wir uns um uns selbst.
Wir drehen uns um uns selbst
Doch wer ständig so weitermacht und nur um sich selbst kreist, der wird am Ende auch nur bei sich selbst ankommen. Er wird Gott nicht finden und somit auch Seinen Willen, Seine Pläne und Seine Wege für die Zukunft immer weniger erkennen.
Vorgeführt und ausgegrenzt: Eine Frau zwischen Männern
Wir lesen in der Bibel von einer weiteren Begegnung. Einer Begegnung einer Ehebrecherin mit Jesus.
Die Frau wurde von anderen Männern angeklagt und hatte nichts vorzuweisen. Sie war völlig ohne Schutz zur Anklage gezerrt worden.
Jesus begegnete ihr: zerzaust, schlecht gekleidet, wegen schlechter Taten vors Gericht gebracht.
Still und verschämt, voller Angst stand sie vor Jesus. Sie fand in dieser Situation keine Worte. Sie stand da und wartete, was passiert.
Und Jesus sagte liebevoll die befreienden Worte: „Ich verurteile dich nicht. Geh und sündige nicht mehr.“
Egal mit welchem Haufen Scheiße Du zu Jesus kommst: Er verurteilt dich nicht. Er wünscht sich nur, dass Du dich ihm mehr und mehr öffnest und ihm näher kommst. Jesus sagt: „Sündige nicht mehr.“
Sündigen ist: Sich von Gott zu entfernen, nicht mehr sündigen ist: Gott suchen und näher kommen.
Bist Du bereit, Gott nichts vorzuspielen?
Bist du bereit ehrlich zu sein? Gott will uns da erreichen, wo wir wirklich sind und nicht da, wo wir Theater spielen. Jesus sah die Ehebrecherin und all ihre Schuld, doch was für ihn zählte war ihr Herz.
Lass mich zusammenfassen:
Wenn Du Gott finden möchtest, musst du…
… wirklich GOTT suchen, und nicht eine dir passende Vorstellung von ihm
- … mit ganzem Herzen suchen und genau hinhören
- … in Gebet und mit seinem Wort anfangen, denn das sind handfeste Quellen, die wir von ihm haben
- … wahrhaftig und ehrlich sein
Es hört sich leicht an. Doch sich wirklich auf die Suche zu machen, kostet ganz schön viel Mut. Mut, der belohnt wird und frei macht.
Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet, Herr, in Dir.“ – Augustinus
Und nun meine Frage an dich:
Was bedeutet, Gott zu finden?
Wann würdest Du sagen, dass Du ihn gefunden hast?
Ich freue mich über deine Gedanken,
Wenn Du meinen Blog gerne unterstützen möchtest, kannst du hier klicken.
Du schreibst:
Wenn sich Gott finden ließe, bzw. wenn es so einfach wäre, Gott zu finden, wie du vorgibst, dann wäre dieser Blog-Beitrag unnötig.
Dein Zitat ist bezeichnend und sagt eigentlich alles……und dass du dich bemüßigt fühlst, diesen Blog-Beitrag zu schreiben auch.
Es ist nicht einfach Gott zu finden, weil wir uns selbst oft im Weg stehen. Ich habe niemals behauptet es wäre einfach. Genau das Gegenteil.
Es gibt Ratgeber für Kindererziehung, das bedeutet also, dass es Kinder nicht gibt?
Oh, da ist etwas verlorengegangen…ich probier’s noch einmal:
Du schreibst:
Ich bin überzeugt davon, dass Gott sich finden lassen will!
1. Woher weißt du das?
2. Wenn es so wäre: warum ist es dann so schwer ihn zu finden?
Du schreibst:
Er ist gar nicht versteckt. Uns fehlt nur oft die Fähigkeit, ihn zu sehen.
1. Woher weißt du das?
2. Wenn Gott wollte, das wir ihn finden, dann fänden wir ihn auch, denn er kann alles.
Keine Antwort…..:-(
Hallo Karl-Heinz,
tut mir leid, dass ich so lange nicht geantwortet habe. Es steht gerade sehr viel an.
zu 1) In 1. Timotheus 2,4 steht: Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Diese Stelle und mein allgemeines Verständnis davon, wie Gott ist (gegründet auf der Bibel) machen mir ganz klar deutlich, dass Gott sich finden lassen will. Er investierte alles (seinen Sohn), damit wir ihn finden können.
zu 2) Das habe ich versucht in diesem Beitrag herauszuarbeiten. Oft stehen wir uns unbewusst selber im Weg.
zur zweiten 1) Mh.. es gibt auch Stellen der Bibel, die andeutet, dass Gott sein Angesicht verhüllt. Jedoch tut er dies nie auf Dauer. Sein Herzenswunsch ist eine persönliche Beziehung zu uns, wofür er sich finden lassen muss.
zur zweiten 2) Genau. Also weiter suchen und das Herz für das Wirken Gottes öffnen.
Ich kann dir keine Argumente liefern, die dir „beweisen“, dass es Gott gibt. Wenn Du ihn wahrhaftig suchst, wirst du ihn selber entdecken.
Hallo Julia,
ich hab da mal eine Frage, die vielleicht jetzt doof klingt, aber richtig verstanden habe ich das immer noch nicht:
Was macht die Bibel so bedeutend für Christen? Eine Pfarrerin hat mir neulich erklärt, in der Bibel seien einfach Gotteserfahrungen aufgeschrieben, also dass, was Menschen erlebt haben.
Warum sitzt man also manchmal da und versucht jedes Wort zu „analysieren „? Zumal es so viele Übersetzungen gibt?
Herzliche Grüße
Johanna
Hallo Johanna,
entschuldige die späte Antwort. Ich habe viel zu tun im Moment.
Die Bibel als Erzählung über Gotteserfahrungen lässt uns eine Menge von Gott erfahren. Wir lernen ihn kennen, wenn wir hören, wie er in anderen Leben wirkt. Wenn du von einer Freundin ständig was über ihren Freund hörst, hast Du doch irgendwann das Gefühl, ihn zu kennen, selbst wenn Du ihn vielleicht noch nie erlebt hast.
Für mich ist die Bibel voll dieser Gotteserfahrungen und gleichzeitig voll von Gottes Wesen selbst.
Indem ich „analysiere“ wie Gott gewirkt hat, erfahre ich, was ihm wichtig ist und wie sein Wesen ist. Für mich ist die Bibel (und das Gebet!), die bedeutsamste Quelle um Gott zu begegnen.
Ganz liebe Grüße,
bis bald,
Jule
Okay
Ich weiß nicht, ob der Blog noch weiterläuft, aber ich find es richtig gut, dass du trotz Gegenwind und Unverständnis so was machst und dir Zeit nimmst, auf Fragen usw. einzugehen.
Weiter so 🙂