Das Versprechen der Liebe
In meinem letzten und ersten Beitrag über das Verheiratet Sein „verheiratete und auf der Suche“ habe ich versprochen über mein Eheversprechen zu schreiben. Hier folgt nun ein ehrlicher Beitrag über Pflichten und Wünsche in der Ehe.
Während der Hochzeitsvorbereitungen habe ich meinem zukünftigen Ehemann die Entscheidung überlassen, ob wir uns ein selbst geschriebenes Eheversprechen geben wollen. Ich wollte es sehr gerne. Mir bedeuten ausformulierte Worte, die Gedanken, Gefühle und Versprechen auf den Punkt bringen, sehr viel. Jedoch war mir klar, dass man niemanden dazu drängen kann, vor vielen Menschen seine Gefühle so zum Ausdruck zu bringen. Deswegen sollte er entscheiden.
Mit viel Überwindung fasste er den Mut und entschied sich für ein Eheversprechen. Doch kein vorgeschriebenes sollte es sein, sondern eins von uns jeweils ganz persönlich verfasst.
Es war schön, sich während der Hochzeitsvorbereitung Gedanken darüber zu machen, was man selber bereit ist zu geben und zu versprechen.
Eine Liebeserklärung?
Zunächst habe ich aufgeschrieben, was ich an meinem baldigen Ehemann schätze. Doch schnell wurde mir bewusst, dass dies eher den Charakter einer Liebeserklärung, statt eines Versprechens hat.
Also habe ich auf mich geschaut. Was bin ich bereit zu geben? Was sind die Dinge, die ich mir bewusst vornehmen und ihm versprechen möchte, weil sie mir vielleicht nicht so leicht fallen? Was sind meine Stärken und Schwächen in unserer Beziehung?
Dabei habe ich Formulierungen immer wieder durchgestrichen und neu gewählt, überlegt und in mich rein gehorcht, was ich eigentlich sagen will. Irgendwann spürte ich dann: ja, so darf es stehen bleiben.
„Philipp,
ich verspreche dir, dich von ganzem Herzen zu lieben und mich selbst immer wieder hinten anzustellen um dir zu begegnen.
In Demut möchte ich die mir von Gott anvertraute Aufgabe als deine Ehefrau wahrnehmen.
Ich verspreche dir, immer wieder an mir und unserer Beziehung zu arbeiten und Gottes Willen zu suchen.
Es ist mir eine Ehre, dass du mir dein Inneres offenbarst. Niemals möchte ich vergessen, in deine ehrlichen Augen der Liebe zu sehen.
Ich möchte dir eine Ehefrau sein, die dich stärkt, herausfordert und unterstützt, die mit dir lacht und mit dir weint, die mit dir betet, dich tröstet und ermutigt.
Ich verspreche dir, in allen Facetten dieses Lebens in Liebe an deiner Seite zu sein.
Und ich verspreche dir, auch über deine blödesten Witze zu lachen.
Dabei helfe mir Gott. Ich liebe dich.“
Meinen eingebauten Witz am Ende musste ich natürlich ordentlich feiern. Das haben auch Gäste und Bräutigam getan. Einer von uns beiden ist immer für eine Überraschung zu haben. 😉
Was das Versprechen für mich im Alltag bedeutet
Wir sind nun seit 3,5 Monaten verheiratet und es gibt fast täglich Situationen in denen ich die Ernsthaftigkeit dieses Versprechens unter Beweis stellen konnte. Es gab Momente, da saß ich auf der Couch, hatte mein Eheversprechen in der Hand und mache mir bewusst, was mein Versprechen bedeutet und wie ich das in der jeweiligen Situation umsetzen konnte.
Ich verspreche dir
… mich selbst immer wieder hinten anzustellen um dir zu begegnen.
Das ist gar nicht so einfach. In diesem Satz habe ich aufgegriffen, wieso ich mich selbst immer wieder hinten anstellen möchte. Ich möchte mich in unserer Ehe nicht um mich drehen, sonder immer wieder bewusst meinem Ehemann begegnen.
In Demut möchte ich die mir von Gott anvertraute Aufgabe als deine Ehefrau wahrnehmen.
Ich sehe die Ehe als eine Aufgabe von Gott. Indem ich die Ehe mit einem Menschen eingehe, habe ich eine Verantwortung vor Gott für diesen Menschen zu sorgen, ihm eine gute Ehefrau zu sein und weitere ganz individuelle Aufgaben. In Demut möchte ich diese Aufgabe wahr nehmen, was auch den Aspekt der Unterordnung für mich ausdrückt.
Ich verspreche dir, immer wieder an mir und unserer Beziehung zu arbeiten und Gottes Willen zu suchen.
Dieser Satz ist das Versprechen, unsere Ehe nicht einfach so laufen zu lassen. Das Gras ist dort grüner, wo es gegossen wird! Die ganzen Jahre unserer Beziehung und ganz konkret in den letzten 3 Monaten, habe ich gespürt, wie viel besser unserer Beziehung ist, wenn wir sie in der Nähe zu Gott leben. Das ist für mich die Grundlage unserer Nähe zueinander, sodass es auf jeden Fall Teil meines Eheversprechens sein sollte.
Es ist mir eine Ehre, dass du mir dein Inneres offenbarst. Niemals möchte ich vergessen, in deine ehrlichen Augen der Liebe zu sehen.
Dass sich ein Mensch mir vollkommen hingibt, ist ein Geschenk und eine große Ehre. Dieses Vertrauen möchte ich wertschätzen und immer wieder bewusst in seine ehrlichen Augen der Liebe sehen.
Ich möchte dir eine Ehefrau sein, die dich stärkt, herausfordert und unterstützt, die mit dir lacht und mit dir weint, die mit dir betet, dich tröstet und ermutigt.
Ich möchte ihn nicht einengen, sondern ihm zu seiner Stärke verhelfen und in schwachen Momenten tragen. Das herausfordernde meines Wesens ist manchmal gar nicht so einfach für ihn. Stillstand hält bei mir nicht lange an. Es soll weiter gehen, denn wir haben so viel zu geben. So fordere ich mich selbst und meinen Ehemann immer wieder heraus weiter zu gehen.
Ich verspreche dir, in allen Facetten dieses Lebens in Liebe an deiner Seite zu sein.
Was auch immer das Leben bringt, meine Anwesenheit in seiner Nähe soll von Liebe bestimmt sein. Ich möchte niemals Enttäuschung oder Frust herrschen lassen, sondern immer die Liebe. Den Segen von durch Liebe geprägten Handlungen habe ich schon oft erfahren dürfen. Ich möchte diesen Segen weiter erleben, geben und genießen.
Und ich verspreche dir, auch über deine blödesten Witze zu lachen.
In einem Eheversprechen von uns beiden darf die Überraschung und der Witz nicht fehlen. Was gibt es bitte witzigeres, als den Bräutigam im Eheversprechen zu verarschen? Ja, ich bin stolz darauf. Und er hat es verdient. Jeder, der ihn kennt, weiß das. 😉
Dabei helfe mir Gott. Ich liebe dich.
Da ich mir in meinem Eheversprechen sehr viel vorgenommen habe, brauche ich Gottes Hilfe. Ich brauche Gottes Hilfe um die Ehefrau zu sein, die ich gerne sein möchte. Und um die Ehefrau zu sein, die Gott Ehre gibt.
Ohne Gott bin ich nicht der Mensch, der mir und anderen gut tut. In jedem Bereich meines Lebens brauche ich Gottes Hilfe, erst recht in der Ehe.
Spiegel` mir mein Versprechen
Ich habe mir ein schönes Bild meines Bräutigams ausgedruckt, drum herum zwei Sätze meines Eheversprechens geschrieben und es an den Spiegel gehängt. So schaue ich ganz oft meinen Ehemann an und werde daran erinnert, was ich ihm gerne geben möchte.
„Niemals möchte ich vergessen, in deine ehrlichen Augen der Liebe zu sehn. Ich verspreche dir, in allen Facetten dieses Lebens in Liebe an deiner Seite zu sein.“
Was wir in Liebe geben kommt zu uns zurück
Seit ich mit diesem wunderbaren Mann zusammen lebe und verheiratet bin, fühle ich mich viel verantwortlicher für ihn. Ich bin ihm näher als je zuvor und freue mich über jede Möglichkeit, bei der ich ihm Gutes tun kann.
Jede Aufmerksamkeit und Hingabe fällt immer wieder auf mich zurück. Sei es durch ein herzliches Dankeschön, einen Freudengluckser, seine stille Hilfsbereitschaft oder eine herzliche Umarmung – einfach so.
Ich bete, dass wir uns diesen Blick für die Belange des anderen bewahren. Mein Eheversprechen möchte ich gut in meinem Herzen aufbewahren.
Falls Du verheiratete bist: Habt ihr euch auch ein Eheversprechen gegeben? Was bedeutet es heute für dich?
Auch wenn man nicht verheiratet ist, kann man sich immer wieder vornehmen auf eine bewusste Art und Weise mit anderen Menschen umzugehen. Nimmst Du dir sowas auch immer mal wieder vor?
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Liebe Julia, was für ein schönes, rundes, herausforderndes Eheversprechen. Wir haben uns die Eheversprechen nicht selbst geschrieben, sondern dann nur auf die Frage des Pastors mit „ja, ich will, mit Gottes Hilfe“ geantwortet. Ich hätte es mit meinen jungen 19 Jahren nicht hingekriegt und es war mir auch zu intim. Und vielleicht war ich mir der ganzen Tragweite einer Ehe auch noch nicht bewusst 😉 eigentlich würde ich es jetzt interessant finden, wie mein Eheversprechen damals ausgesehen hätte 🙂
Liebe Grüße von
Anni
Dein Versprechen ist wirklich richtig schön geworden und trifft so gut die Punkte, die wichtig sind 🙂 ich kann daraus gerade viel für unsere Ehe mitnehmen. Wir haben uns letztes Jahr auch ein persoenliches Versprechen gegeben, das hängt bei uns über dem Küchentisch 😀 aber trotzdem geht es oft unter. Mir ist aufgefallen, dass die Versprechen im Alltag so unerreichbar scheinen können, weil man in doofe Muster verfällt, dass ich sie gar nicht als Maßstab verwende. Und das ist ein wichtiger Punkt generell – aus eigener Kraft kann ich das nicht erfüllen, auch wenn es in den ersten Monaten noch neu und leicht war. Aber es ist spannend, wie Jesus in die Ehe reinkommt, wenn mal eine Flaute geherrscht hat, weil er das doch irgendwie immer wieder hinbekommt. Und so lernen wir dann aus der jeweiligen Phase ziemlich wertvolle Lektionen. Liebe Grüße! Anne
PS: Die größte Herausforderung für mich ist gerade, dass mir Ideen fehlen, was man als Paar zusammen machen kann. Klingt wsl doof, aber im Alltag macht man ja oft ähnliche Sachen, die man auch allein machen könnte…. Wenn du weißt, wie ich meine frage meine, vlt magst du ja mal darüber schreiben. 🙂