Ein ganzes Jahr
Wow! Was in einem Jahr so alles passieren kann. Meine Jahre sind echt immer sehr voll, ereignisreich und spannend. Schau dir nur die vergangenen beiden Jahre 2014 und 2015 an!
Ich bin dankbar für jedes einzelne Jahr, denn in jedem dieser Jahre bin ich einen riesen Schritt im Leben weitergekommen. Weitergekommen auf verschiedenen Ebene: im Glauben, in der Demut, in Beziehungen, im Studium, in der Musik, in der Seelsorge, im Fotografieren…
So auch in diesem Jahr 2016
Das Jahr 2015 endete ganz spektakulär mit meinem „Ja, ich will.“, sodass die erste Hälfte des Jahres 2016 überwiegend mit Hochzeitsvorbereitungen, Wohnungssuche und Studium gefüllt war.
Es hat Spaß gemacht sich so vieles für die Hochzeit selber zu überlegen. Meine Eltern waren eine große Hilfe in der Gestaltung der Dekoration und all den vielen Dingen, die man sonst noch bedenken muss. Es ist wunderbar, Eltern wie euch zu haben!
Neben der Hochzeitsvorbereitung stand noch einiges zusätzlich in meinem Leben an.
Traumatisch
Für mein Masterstudium musste ich ein 6-wöchiges Praktikum machen. Dieses habe ich im März/April in Lindau am Bodensee gemacht. Zeitlich passte es eigentlich nicht so richtig, doch in den Sommersemesterferien wollte ich es auch nicht machen. Schließlich wäre das unmittelbar nach unserer Hochzeit gewesen. So habe ich das Praktikum noch dazwischen gequetscht und bin für 6 Wochen an den Bodensee gezogen.
Es war eine bereichernde Zeit, ich habe zwei wunderbare Mädels kennen gelernt, die auch Praktikanten waren. Es war eine Praktikumsstelle bei einer Flüchtlings-Traumaberatung. Dieses Praktikum sollte mir bei der Entscheidung helfen, ob ich eine Traumatherapieausbilung machen möchte. Ich habe viel erlebt: habe Geschichte gehört und Akten gelesen, die schlimmer waren als jeder Filme, den ich kannte; konnte daraufhin manche Nächte nicht schlafen, habe eine intensive Blocktherapie einer 24 jährigen Frau aus dem Kosovo begleitet. Und nach all dem habe ich mich entschieden diese Traumatherapieausbildung zu beginnen.
Immer auf Abruf, doch einfach mal weg
Aus dem Praktikum zurück liefen die Hochzeitsvorbereitungen auf Hochtouren. In den ganzen sieben Monaten war mein Mobiltelefon mein wichtigster Begleiter. Fragen sollten schnell beantwortet und Informationen weitergegeben werden. Ich konnte es kaum erwarten, das Handy einfach mal wieder Zuhause zu lassen, nicht ständig Entscheidungen treffen und auf Abruf erreichbar sein zu müssen.
Irgendwie habe ich es trotzdem geschafft eine Woche im Mai mit drei lieben Freundinnen nach Italien zu fliegen. Die Auszeit tat mir richtig gut. Wir haben Strand und Sonne genossen, sind durch italienische Gässchen geschlendert und haben viel leckeres Eis gegessen. Es war einfach wunderbar!
Ich bin zurück gekommen, bin umgezogen, habe unsere gemeinsame Wohnung eingerichtet und plötzlich stand dieser eine Tag vor der Tür:
DER Tag des Jahres 2016
Genau in der Mitte des Jahres 2016 war unsere Hochzeit. Die standesamtliche Hochzeit haben wir eher klein, die kirchliche dafür mit einer riesen Sause gefeiert. Wir beide waren verhältnismäßig entspannt, voller Freude über uns und all die lieben Menschen, die sich mit uns freuten. Wir haben einen ganz persönlichen Traugottesdienst gefeiert, mit Liebe und Witz, und anschließend das Essen und Trinken, die Menschen und die Musik genossen. Italien gegen Deutschland wurde übertragen. Zunächst haben wenige Leute Fußball geschaut, doch spätestens beim Elfmeterschießen waren alle vor dem Fernseher versammelt. Ich ängstigte mich vor den Auswirkungen einer Niederlage auf die Feierlaune der Gäste. Bei dem entscheidenden Elfmeterschuss entfernte ich mich ein paar Schritte von den Gästen mit Rotweingläsern in der Hand. Ich erwartete Emotionen zum überlaufen, welche auf meinem Brautkleid nicht besonders gut ausgesehen hätten.
Der Schuss von Hector kam, saß, die Hochzeitsgäste jubelten und die Party ging sofort mit 100% los. Wir feierten bis die Wolkenflocken am Himmel lila und wieder weiß wurden. Ich als Braut schloß den Raum hinter mit ab und wir ließen uns vom DJ nach Hause bringen. Was für eine Sause!
Resteessen, Geschenke packen, einen tollen Vater, der uns mit Sack und Pack nach Trier gebracht hat und schon ging der Ehealltag los. Die Flitterwochen haben wir uns für später aufgeschoben.
Ab ins kalte Wasser, das sich Alltag nennt
Drei Tage nach unserer Hochzeit hatte mein frisch gebackener Ehemann eine Klausur geschrieben, vier Tage nach unserer Hochzeit musste ich für vier Tage nach Frankfurt zu dem ersten Teil meiner Traumatherapieausbildung. Wieder in Trier standen vier Wochen hardcore lernen für mich an. Durch die Hochzeitsvorbereitung war einiges liegen geblieben und Klausuren standen an.
Nachdem ich fertig mit Klausuren war, steckte mein Mann mitten im Endspurt seiner Masterarbeit. Wir haben uns super gegenseitig unterstützt und entlastet, doch die Anspannung war spürbar.
In einer anderen Welt
Mitte August war ich spontan für zwei Wochen als Betreuer bei der Zeltstadt von Abenteuer Pur e.V. in Rheinbach dabei. Nach all der Planungs-, Vorbereitungs- und Lernzeit brauchte ich einfach eine Zeit, in der ich weder vor dem PC, vor dem Handy noch irgendeinem Buch saß. Stattdessen Tag und Nacht draußen, umgeben von aktionshungrigen Kindern und lieben Mitbetreuern war. Die Tage mit den Kids waren wunderbar, doch die Nächte am Lagerfeuer mit den Mitarbeitern, Bier, guten Gesprächen und einer Gitarre fast noch mehr.
Ich hatte den Sommer frei wie noch nie zuvor in meinem Studium. Praktika waren abgehackt und Klausuren fürs erste geschrieben. Doch leider war mein Mann voll eingespannt in seine Masterarbeit. Dadurch hatten wir wenig Zeit füreinander. Zu wenig für den Anfang einer Ehe!
Back to the roots
Ich habe viel unternommen, war in Trier mit Freunden Tage und Nächte unterwegs, habe eine liebste Freundin in Düsseldorf besucht und merkte irgendwann: so geht das nicht weiter. Es war wunderbar und mit Sicherheit würde ich es wieder so machen, aber ich würde zusätzlich mehr in unsere junge Ehe investieren.
Ins Gebet
Doch wie? Mein Mann hat wenig Zeit und den Kopf voll mit seiner Masterarbeit. Lange Spaziergänge, Ausflüge, Eheabende mit intensiven Gesprächen … waren eher nicht drin. So mein Vorschlag: lass uns 5 Minuten am Tag miteinander beten. Er war einverstanden und schnell begeistert. Es hat sich eingespielt, dass wir am Morgen miteinander gebetet haben. Das Gebet und der kurze Austausch wurden uns zum großen Segen. Wir wussten, was bei uns jeweils anstand und uns beschäftigte und konnten gemeinsam – mal länger, mal kürzer – im Gebet vor Gott treten. Das war ein erster Schritt in Richtung Pflege unserer Ehe. Diesen sind wir erst nach 2 Monaten gegangen, er war dann aber schon mehr als nötig.
Der wahre Reichtum des Lebens
Zu all den Umstellungen im Leben mussten wir uns im Sommer von unseren engsten Trierer Freunden verabschieden. Sie haben ihr Studium beendet und sind zunächst zurück in ihre Heimat gegangen. Die Abschiedsfeier war eine riesen Party voller Freude und Tränen.
Freundschaften, die das Leben tiefer machen
Mein komplettes Jahr 2016 wurde von wunderbaren Freunden begleitet. Es ist eines der bedeutendsten Dinge, die ich aus diesem Jahr mitnehme: Ich habe so tolle Freunde!!
Hier könnt ihr euch den Blog einer dieser wunderbaren Freundinnen anschauen, die Trier dieses Jahr verlassen musste.
Nicht vergessen zu flittern!
Mitte Oktober hat mein Mann seine Masterarbeit abgegeben, während in bei meinem Zweiten Block der Traumatherapieausbildung in Frankfurt war. Direkt im Anschluss sind wir für 2,5 Wochen auf Hochzeitsreise nach Mexiko geflogen. Es war eine Hochzeitsreise im doppelten Sinne: unsere Flitterwochen und die Hochzeit von Freunden von uns. Ein Kommilitone meines Mannes heiratete eine bildschöne Mexikanerin und wir durften dabei sein.
Wir reisten 1,5 Wochen für uns alleine und genossen die endlosen Tage, an denen bei uns beiden nichts anstand außer uns selbst. Auch das war Ehepflege höchster Sorte.
Die übrige Woche waren wir in Merida bei der Brautfamilie und lernten wahre Mexikaner kennen. Mein Mann hat etwas Spanisch gelernt, ohne das wir sehr aufgeschmissen gewesen wären. Durch seine kleinen Spanischkenntnisse und seine offene Art ist er schnell mit der Brautfamilie in Kontakt gekommen. Wir haben jede Möglichkeit, Land und Leute kennen zu lernen, genutzt und die Hochzeit und den Tequila in vollen Zügen genossen. Der Abschied fiel besonders meinem Mann sehr schwer.
Zurück im schönen Alltag
Wieder in Deutschland angekommen hat mein Mann sich drei Wochen Auszeit gegönnt bevor nach seinem 5 jährigen Bauingenieurstudium der Berufsalltag losgehen sollte. Diesmal hat er die freie Zeit zum Reisen genutzt, während ich wieder zur Uni musste. Unser Timing war während des gesamten Studiums so ungünstig. Einer von uns hatte frei (meistens war ich das), während der andere (meistens der Mann) pauken musste.
Vor Mexiko habe ich bereits mit meiner Masterarbeit begonnen. Der Anfangsprozess zog sich etwas und ich sagte immer wieder: „Ich fange weiter an…“. Theoretisch kann man nicht weiter anfangen, doch jeder, der eine Masterarbeit beginnen muss, weiß sicherlich, was ich damit meine. So habe ich nach Mexiko weiter mit einer Masterarbeit begonnen, Seminare besucht, Studien gelesen, Referate vorbereitet und neben all dem Unikram viel Musik gemacht, Freunde getroffen, einmal die Woche als Musikpädagogin gearbeitet und das Leben genossen. Es stand viel an, doch ich habe das meiste davon gut strukturiert und gemeistert.
Doch zwischen den Zeilen gibt es ungeschriebene Ereignisse. Ich bin so ehrlich, wie ich kann.
Hand aufs Herz: mein Jahr 2016
Privat und ganz tief in meinem Herzen hatte ich dieses Jahr viele Erfolge, viel Freude und habe Luftsprünge gemacht. Doch ich hatte auch zu kämpfen. Ich bin durch schwierige Zeiten gegangen, habe tiefe Verzweiflung, Angst und auch Versagen gespürt.
Es sind Dinge passiert, über die ich mit fast niemandem reden, geschweige denn auf dem Blog darüber schreiben kann. Sie haben mich nahe an den Rand der Verzweiflung gebracht, mir das Herz mehrmals gebrochen und mich selbst komplett in Frage gestellt. Doch sie haben mich auch demütiger gemacht – viel demütiger! Und ich bin mir sicher, dass mein Glaube und meine Persönlichkeit dadurch stärker werden. Doch noch habe ich diesen Kampf nicht überstanden, noch schwächt er mich immer wieder und noch bin ich nicht weit davon entfernt zu fallen.
Eines meiner häufigsten Gebete zur Zeit ist: Herr, bitte mach aus diesem Mist Dünger. Herr, bewahre, was mir so wichtig ist und verherrliche dich in mir als Sünder.
Dass Gott aus Mist Dünger machen kann, habe ich gerade in den letzten drei Jahren oft erlebt. Eigentlich reicht es mir langsam an Mist, der in Dünger umgewandelt werden muss! Doch ich habe gelernt, dass ein Herz, das wahrhaftig an Gott klammert und ihm gehorsam bleibt, erlebt, dass Gott aus dem Mist eine Sonnenblume hervorgehen lasst.
Mein Jahr war aufregend, voll und intensiv. Wie war deins? Ich würde mich freuen, wenn du ein paar deiner Gedanken in den Kommentaren niederschreibst.
Gott lasse dein Jahr gut zu Ende gehen.
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Liebe Jule,
ich kann sehr gut nachempfinden, wie es dir geht. Mein vergangenes Jahr war ähnlich nervenaufreibend, mit vielen ähnlichen und vielen ganz anderen Erlebnissen. Doch auch ich bin unendlich dankbar für das, was ich habe und erleben durfte. Freunde wie dich zu haben, macht das Leben leicht <3
Liebste Grüße, deine Annka
Liebe Annka, danke für deine Rückmeldung. Ja, bei dir stand ja auch vieles an. Schön, dass wir so vieles davon miteinander teilen konnten.
Bis ganz bald <3
Ich wünsche dir viel Kraft für deinen weiteren Kampf!
Danke liebe Johanna 🙂
Liebe Julia,
es tut so gut, deine sehr ehrlichen, wertvollen Gedanken zu lesen!
Mein vergangenes Jahr war eine einzige Herausforderung mich voll und ganz auf meinen Vater im Himmel zu verlassen, sonst wäre ich, wie Petrus, hoffnungslos untergegangen.
Ich wünsche dir ein wundervolles Weihnachtsfest, und ich freue mich auf weitere Beiträge von dir!
Verbunden durch Jesu Liebe,
deine Inge
Hallo liebe Inge,
oh ja, das Bild von Petrus ist toll. Danke! Das Gefühl des Untergehens kenne ich auch sehr gut.
Ich habe ein Lied geschrieben und im Refrain heißt es: „Die Wellen schlagen in die Höhe; was mich deine Hand noch fester halten lässt.“ Dann ist das festhalten an Jesus das einzige, was wir tun können.
Viel Freude beim klammern und erleben, dass Jesus wirklich trägt,
Gott befohlen, Julia