Welche Gründe stehen hinter deinem Verhalten?
Gibt es so etwas wie ein Lebensmotiv? Eine bestimmte Einstellung, wofür man eigentlich lebt?
Bei mir stellt sich zunächst erst einmal die Frage nach meinem Motiv hinter diesem Einsatz in einem Kinderheim auf den Philippinen. Ich habe euch bereits erzählt, dass ich Gottes liebevollen Umarmungen spüren möchte. Wichtig war mir auch, einfach dem Wunsch nachzugehen, der sich schon lange in meinem Herzen befand. Das sind alles Motive, die mich zu der Entscheidung gebracht haben wirklich zu gehen. Vor Ort angekommen stellt sich eine weitere Frage:
Was sind meine Motive hier auf der Insel?
Während meiner ersten Tage hier wusste ich oft nicht, was meine Aufgabe und Rolle ist. Deswegen habe ich oft überlegt, was wohl die anderen von mir erwarten.
Wie sonst findet man heraus, was man machen soll?
Nach einigen Tagen wurde mir klar, dass ich nicht hier bin, um die Erwartungen der anderen Mitarbeiter zu erfüllen. Zudem wurde mir gesagt: „Du kannst hier überhaupt nichts falsch machen.“
Mir wurde klar:
Viel wichtiger, als den Erwartungen der Mitarbeiter gerecht zu werden, ist, das Beste der Kinder zu suchen.
Ich habe mich auf diesen Einsatz eingelassen, um Gottes Liebe alleingelassenen und oft traumatisierten Kindern weiterzugeben. Ich möchte ihnen durch meine Aufmerksamkeit zeigen, dass sie als Person etwas zählen und, dass der Schöpfer des Universums sie sieht und lieb hat. Und ich möchte nicht bloß den Erwartungen der Mitarbeiter hier entsprechen.
Keiner hat irgendwelche Erwartungen an mich ausgesprochen. Ich fühle mich nicht unter Druck gesetzt, nicht dass Du mich falsch verstehst. Es waren meine eigenen Gedanken, meine Motive, die sich aus Unsicherheit zunächst auf Erwartungen konzentriert haben. Doch wenn ich jetzt wieder nicht weiß, was ich machen soll, dann überlege ich: Was würde den Kindern in diesem Moment am besten tun? Wie kann ich den Kindern hier dienen?
Besonders wichtig ist mir dabei:
In Epheser 1,6 steht eine wunderbare Phrase, die sich mir ins Herz gebrannt hat. Wir leben zum „Lobpreis seiner herrlichen Gnade.“ Also stelle ich mir die Frage: Wie kann ich den Kindern Jesu Liebe, Gnade und Wertschätzung durch mein Verhalten verdeutlichen?
Darf ich auch zurechtweisen?
In Deutschland habe ich als Nachmittagsbetreuung in einer Grundschule gearbeitet. Hier habe ich gelernt, Kinder zurechtzuweisen, konsequent zu sein und auch einmal zu bestrafen. Auf den Philippinen läuft das nach meinem jetzigen Gefühl etwas anders. Letztens fühlte sich niemand verantwortlich, die Kinder zu beschäftigen. Sie saßen, wie am Tage davor, sehr viel vor dem Fernseher. Ich wunderte mich, dass das überhaupt erlaubt ist. Vor allem wunderte ich mich, dass keiner die Kinder zum Spielen raus ruft. Das Beste der Kinder zu suchen heißt auch manchmal, den Fernseher auszuschalten und die Kinder raus zu schicken. Das habe ich dann einfach getan und wir hatten noch einen erlebnisreichen und spaßigen Nachmittag miteinander. Wahrscheinlich tat es den Kindern besser, als wenn sie die Stunden vor dem Fernseher verbracht hätten.
Motivwechsel
Meine Motive haben sich als gewechselt. Von der Überlegung, ob ich eine Rolle gut erfülle, zu der Überlegung, wie ich den Kindern am besten dienen kann. Ich sage euch, die zweite Sichtweise ist viel entspannter und befreiender.
Auf keinen Fall bin ich jetzt kein kleiner Rebell! Ich schalte nicht immer den Fernseher aus. Ich versuche die Kultur und Ablaufpläne hier zu verstehen. Ich versuche immer noch mich anzupassen, aber aus einem anderen Motiv heraus.
Motive kann man spüren
Manchmal habe ich das Gefühl, dass man Motive spüren kann. Ich werde hier sehr inspiriert von Menschen, die mit ganzen Herzen versuchen, das Beste der Kinder zu suchen.
Wenn es schwierig wird, werden Deine Motive sichtbar.
Auch in so einem Projekt kann es Gegenwind oder Unstimmigkeiten geben. Sucht man nach Anerkennung der Menschen und möchte Erwartungen erfüllen, dann wird man sich vielleicht vom Gegenwind in eine andere Richtung wehen lassen.
Suchst Du hingegen Gottes Sicht der Dinge, wirst Du bei Gegenwind nicht den Meinungen anderer hinterherlaufen, sondern erneut auf Gottes Wort hören. Du wirst versuchen, wieder Gottes Sicht der Dinge einzunehmen.
Was ist Gottes Sicht der Dinge bezogen auf arme, alleingelassene Kinder?
Das ist es, was sich Menschen hier immer wieder fragen: Wie sieht Gott diese Kinder? Und das ist es, was so inspirierend ist. Sie konzentrieren sich immer wieder darauf, dass Gott jedes einzelne Kind unendlich wertvoll ist. Dieser Gedanke führt wohl automatisch zu einer ansteckenden Liebe für die Kinder.
Inspiration – Was ich mitnehmen möchte
Diesen Gedanken der Sicht Gottes für die Dinge, kann man nicht nur auf Kinder übertragen.
Ich möchte lernen, in meinem Leben die Dinge aus Gottes Sicht zu sehen.
Das kann ein Lebensmotiv sein: Die Dinge aus Gottes Augen zu sehen.
Weise mir, Herr, deinen Weg, damit ich wandle in deiner Wahrheit; richte mein Herz auf das Eine, daß ich deinen Namen fürchte! Ich will dich preisen, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen, und deinem Namen Ehre erweisen auf ewig.“ Psalm 86, 11-12
Erzähl mir:
Hast Du Erfahrung damit, dieses Motto auf andere Bereiche des Lebens zu übertragen? Was hast Du dabei erlebt?
Wenn Du diesen Einsatz oder meinen Blog gerne unterstützen möchtest, kannst du hier klicken.