Erste philippinische Eindrücke
Ich berichte euch heute von meinen ersten Eindrücken auf den Philippinen. Wie schon geschrieben, habe ich mir vorgenommen, ohne Erwartungen mich auf diesen Einsatz einzulassen. Dies ist mir auch ganz gut gelungen – was die Kinder und die Verhältnisse hier angeht.
Doch ohne es zu merken haben sich viele implizite Erwartungen eingeschlichen.
Kann man überhaupt etwas ohne Erwartung machen?
Ich habe mir irgendwie vorgestellt, dass ich eine klarere Rolle haben werde. Es sind erst die ersten drei Tage vergangen und ehrlich gesagt weiß ich noch nicht genau, was hier meine Aufgaben sind. Ich werde nicht wirklich an die Hand genommen und geführt, sondern muss selber schauen, was ich machen möchte und kann. Das fällt mir nicht so leicht. Dadurch, dass ich ohne Erwartungen herreisen wollte, habe ich mir auch nicht überlegt, was ich machen möchte. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht.
Eine Erwartung hatte ich aber: Ich nahm an, ich würde Wifi haben. Mir wurde gesagt, dass es hier Internet gibt. Das habe ich auch. Allerdings nur durch ein Kabel im Wohnzimmer. Es gibt auch Wifi, dass aber nur die beiden Leiter haben, da Kinder und Mitarbeiter das sehr ausgenutzt haben. Würde es kein Wifi geben, hätte ich mich bestimmt gut damit abgefunden, doch die Tatsache, dass es mir nicht erlaubt wurde, hat es mir sehr schwer gemacht. Da merke ich, wie abhängig wir Deutschen von Whatsapp und der ständigen Kommunikation sind.
Ich habe nach 2 Tagen noch einmal mit den beiden Leitern, Vergi und Thom, gesprochen und ihnen erklärt, dass Whatsapp das Kommunikationsmittel Nummer eins in Deutschland ist und es mir sehr viel bedeuten würde, wenn ich das Wifi verwenden könnte. Zuerst wollte einer der beiden nicht zustimmen, denn „Abmachung sein nun einmal Abmachung“ und die hieß: Kein Wifi mehr für Volontäre. Es wurde sich jedoch für mich eingesetzt, sodass ich jetzt doch Wifi nutzen kann.
Es tat mir irgendwie gut zu spüren, dass sich für mich eingesetzt wird, dass auf mich eingegangen wird.
Nun freue ich mich, dass ich ab und zu meinen Freunden über Whatsapp ein kurzes „Hi“ senden kann und ihr mir auch. 🙂 Ansonsten bin ich besser über Email erreichbar. Schreibt mir gerne mal. 🙂
Nun zu den Erlebnissen:
Die ersten beiden Tage, Samstag und Sonntag, bin ich einfach mitgelaufen. Samstagvormittag bin ich mit zum Flötenkurs gegangen. Die Kinder lernen Grundlagen der Musiktheorie und spielen Flöte. Das macht ihnen sehr viel Spaß!
Feeding the Poor
Samstagnachmittag ist immer „Outreach Time„. Wir fahren in die Stadt Cagayan de Oro und sammeln die Kinder der Straße zusammen. Das ist schon eine Routine und die Kinder wissen genau, dass wir kommen.
Es wird gesungen und ein kleiner Input gegeben. Dieses Mal ging es um Drogen. Was können alles Drogen sein und wieso sind diese nicht gut? Das ist für die Kinder der Straße ein ganz aktuelles Thema. Hoffentlich können sie damit besser umgehen, wenn sie aufgeklärt werden.
Die Kinder hier auf den Philippinen singen zu jeder Gelegenheit. Das Singen scheint Teil von ihnen zu sein, was total schön mit anzuhören ist. Auch die Straßenkinder haben lauthals mitgesungen und man konnte sehen, wie viel Freude sie dabei hatten.
Anschließend wurde Essen verteilt. Oft ist das die einzige warme Mahlzeit, die sie in der Woche bekommen. Das war eine beeindruckende Situation. Die Kinder freuten sich auf das Essen und bemühten sich so viel davon zu bekommen, als hinge ihr Leben davon ab.
Als Ausländerin wird man dort ganz besonders behandelt. Jeder grinst einen an und winkt. Leute winken dir zu, nur weil es für sie etwas Besonderes ist, eine europäische Person zu sehen. Die Kinder freuen sich so sehr, wenn man sie anschaut, grinst und winkt. Viel mehr kann ich leider nicht tun, denn die Kinder auf der Straße sprechen kein Englisch, obwohl es Amtssprache ist.
Gottesdienst an der Müllkippe
Am Sonntagmorgen ging es zum Gottesdienst direkt am Rande der Müllkippe. Dort wurde ein kleines Kirchenhaus aufgebaut. Die Menschen, die auf der Müllkippe arbeiten, haben dadurch die Möglichkeit einen Gottesdienst zu besuchen.
Obwohl der Gottesdienst zum größten Teil auf Bisaya gehalten wurde, war es ein schönes Erlebnis für mich. Die Menschen waren fröhlich und die Atmosphäre sehr offen. Die Begrüßungen waren sehr herzlich und auch mich hießen sie in ihrer Mitte Willkommen.
Während ich dort saß und kein Wort der Predigt verstanden habe, bin ich meinen eigenen Gedanken nachgegangen. Es gibt ein paar Dinge, die ich mit auf die Philippinen genommen habe, die mich belasten. Diesen Gedanken folgend, hatte ich das Gefühl, dass Jesus wieder da ist und meine Gedanken ordnet. Das spüre ich, wenn ich plötzlich Gedanken habe, die mir total gut tun, mich beruhigen und die ich davor noch nie so hatte. Dies war für mich eine erste liebevolle Umarmung Gottes.
Summerschool
Heute, Montags, hat dann die Summerschool angefangen. Hier auf den Philippinen sind von Ende März bis Anfang Juni Sommerferien. Das ist eine lange Zeit für die Kinder. Viele kommen nach so einer langen Pause nicht wieder. Deswegen gibt es die Summerschool, die freiwillig ist und die Kinder über den Sommer begleiten soll. Die Hoffnung ist, dass so immer mehr Kinder mehrere Klassen hintereinander durchlaufen. Auf den Philippinen läuft es nicht so organisiert ab, wie in Deutschland. Noch habe ich die Abläufe nicht wirklich verstanden, aber ich beobachte fleißig und versuche zu verstehen. Ich habe das Gefühl, dass beobachten mehr bringt als nachfragen. Auf die Frage „wieso?“ finden die Philippinos oft keine Antwort, also beobachte ich erst einmal das „wie“.
Es gab natürlich keine Anmeldeliste, also wurden zunächst die Kinder, die erschienen sind, in die verschiedenen Klassen eingeordnet. Anschließend gab es warmes Essen. Es kommen viele Kinder von Eltern, die auf der Müllkippe arbeiten und wohnen. Diese Kinder bekommen oft nur selten etwas zu Essen. Die Mahlzeit ist also ein zusätzlicher Anreiz für die Kinder in die Schule zu kommen.
Nach der ersten Organisation habe ich mit den Kindern auf dem Spielplatz gespielt. Es scheint für sie so einfach, glücklich zu sein. Sie haben sich kleine Drachen gebastelt und sie fliegen gelassen, mit Steinen Hüpfekästchen gespielt oder Wett-Weitsprung gespielt. Diese Woche werde ich sehen, wie ich mich in der Summerschool einbringen kann, ich bin sehr gespannt.
Was ich euch allerdings noch nicht erzählt habe ist, wie mir das Essen hier bekommt, die Zeit- und Dunkelheitsumstellung. Das folgt nächstes Mal. Wenn Du das nicht verpassen möchtest, trag dich in den Newsletter ein.
Wenn Du diesen Einsatz oder meinen Blog gerne unterstützen möchtest, kannst du hier klicken.
Hallo Jule, das ist ja spannend und beeindruckend. Ich bete für Dich.
Vielen Dank, Gebet kann ich hier sehr gut gebrauchen 🙂