Wie ich meine Kreativität gefunden habe.
try and error.
Wenn ich als Kind zuhause kreativ sein wollte, habe ich gemalt. Meine Mutter und meine kleine Schwester haben sehr schöne Bilder gemalt. Meine Bilder war dann die, die meine kleine Schwester übermalen durfte, damit man sie an die Wand hängen konnte.
Malen ist also nicht meine Form der Kreativität. Ein Bild von mir hat es tatsächlich an die Wand meines Freundes geschafft. Ich traue mich allerdings nicht zu fragen ob durch Schönheit oder Liebe. 😉
In meiner Teeniezeit habe ich viel Gitarre gespielt und in meiner Kirchengemeinde in einer Band gespielt und gesungen. Vielen ist es leicht gefallen, einfach drauflos zu ‚jammen‘. Ich hätte da nie das Gespür für. Als ich mich im Liederschreiben versuchte merkte ich auch hier, dass ich da nicht wirklich den Mut, das musikalische Wissen und die Kreativität zu hatte. Auch hier hat mein Freund eine besondere Hörprobe mit 5 selbstgeschriebenen und aufgenommenen Lieder auf einem kleinen Mixtape bekommen. Die Frage bleibt: Schönheit oder Liebe?
Ich war nicht gut genug ein schönes Bild zu malen, meins wurde übermalt. Ich war nicht gutgehen ein Lied zu schreiben, das unter die Haut geht.
Ich bin wohl einfach nicht kreativ.
Eine lange Zeit versuchte ich einfach nicht mehr mich kreativ auszuleben. Unbewusst sagte ich mir, dass ich nun mal nicht kreativ sei.
Was jedoch blieb war das Schreiben. Nicht als kreativer Akt, sondern als intrinsische Leidenschaft. Ich machte mir keine Gedanken darüber, ob das jemals jemand lesen würde. Erst mal schrieb ich nur für mich und da war alles gut genug.
Ich schrieb über Jahre hinweg. Seit ich 10 Jahre alt war. Mal mehr, mal weniger. Das Schreiben begleitete mich, wie meine eigenen Gedanken.
Das Schreiben blieb.
Gelesen habe ich früher eher weniger. In den letzten drei Jahren ist es mehr geworden. Eigentlich seit ich mich mit allerlei Themen selbstständig auseinandersetze und gemerkt habe, wie wichtig das Lesen für die eigene Meinungsbildung ist. Je mehr Gedanken ich mir gemacht habe, desto intensiver habe ich auch geschrieben. Um mich zu strukturieren. Wenn ich etwas aufschreibe und ausformuliere weiß ich manchmal erst genau, was ich über bestimmte Sachen denke oder fühle.
Ein leiser Hauch.
Als Teenie habe ich manchmal tagelang viel zu aufwändig irgendwelche Sachen per Hand genäht. Ich kannte mich nicht mit der Nähmaschine meiner Mutter aus und habe mich da auch nicht ran getraut. Also habe ich mir Nadel und Faden genommen und einfach so genäht. Hätte ich gewusst, dass ich das mit einer Nähmaschine in 20 Minuten geschafft hätte… 😉 ich hatte Geduld und Ausdauer. Irgendwie fand ich es toll, etwas Schönes ganz selbstständig zu gestalten, der Kreativität freien Lauf zu lassen und etwas einfach so zu machen, wie ich es schön fand.
Zum Ende meiner Schulzeit und zum Beginn meines Studiums hatte ich eigentlich nichts, in dem ich mich bewusst kreativ ausgelebt habe. Ich dachte, dass die Kreativität nicht zu meinem Leben gehörte, da ich einfach nicht kreativ sei.
Als ich auf einer 3 wöchigen Interrailsreise mit meiner besten Freundin jeden Tag ganz besondere Orte und Momente fotografierte wollte ich die Kamera kaum noch aus den Händen legen. Ich spürte, wie eine Leidenschaft erwachte, von der ich glaubte, dass sie nie existiert hat. Ich bearbeitete die Fotos, druckte für meine Freundin von jeden Ort ein Foto in schwarz-weiß-Postkarten Look aus und freute mich selbst darüber wie eine Schneekönigin. Ich spürte wieder die Liebe zum Gestalten schöner Dinge – zur Kreativität.
Viele meiner Freunde im Studium nähen und manche haben sogar eine eigene Nähmaschine. Als die Mitbewohnerin meines Freundes ihre Nähmaschine eines Tages verkaufen wollte, was das mein Sprungbrett. Ich kam günstig und ohne großen Aufwand an eine Nähmaschine und konnte mich ausprobieren und austoben. Ich merke was für einen Spaß es macht und wie schön es ist, Schönes zu produzieren.
Die Kreativität nimmt ihren Lauf.
Mit der neuen Kreativität in mir, erinnerte ich mich an meine Freude beim Fotografieren. So legte ich mir eines Tages gut überlegt eine tolle Kamera zu. Eine gute Kamera bietet so viele Möglichkeiten der bewussten Gestaltung eines Bildes. Man kann das Besondere eines Momentes ganz bewusst einfangen und hervorheben, was einem wichtig ist. Licht- und Schärfespiele lassen das Ganze zu einer Kunst für sich werden. Ich kann nicht malen, aber ich liebe es, wunderschöne Details meiner Umwelt zu entdecken und mit der Kamera einzufangen.
Die eingefangenen Momente wiederum brachten mich dazu über sie zu schreiben. Ich fing an lyrische Texte in Verbindung zu den Motiven zu schreiben. Ein Bild kann in mir so viel auslösen, was ich wiederum zum Ausdruck zu bringen versuche. Auch an die gestalteten Postkarten erinnerte ich mich, sodass ich anfing mit Bildern, Worten und Photoshop zu spielen. Und ich könnte gar nicht mehr aufhören. Die Stunden verflogen, ich wollte am liebsten gar nichts anderes mehr machen. Ich fühlte mich auf eine besondere Art und Weise lebendig, die ich davor nicht kannte.
Kreativität bringt die Seele zum flüstern.
Das Schreiben ist meine erste Leidenschaft. Fotografieren ist für mich hierbei ein guter Ausgleich, eine Inspirationsquelle. Eine Möglichkeit Worte visuell zu füllen. Durch das Fotografieren kann ich anderen Menschen zeigen, wie schön sie sind. Ich darf Momente festhalten, die ihnen viel bedeuten. All das lässt meine Kreativität tanzen, als wäre sie nie verschüttet gewesen.
So habe ich, die von sich selbst immer geglaubt hat, sie sei nicht kreativ, mich selbst ein Stück mehr gefunden. Und immer wieder begegne ich mir selbst im Schreiben, im Fotografieren und in den Begegnungen mit Menschen.
Ich habe die Kreativität als kraftvolles Mittel der eigenen Seele erlebt. Sie lässt die Seele flüstern und beginnt ihr zuzuhören.
Sie spiegelt Gottes schöpferische Schönheit in uns wider. Wie man rings um sich herum sehen kann, liebt auch er das Gestalten schöner Dinge.
Jeder sollte sich auf die Suche nach seiner eigenen Kreativität machen. Sie zeigt Gottes vielfältiges Wesen in uns.
Erzählt mir von eurer Reise mit der eigenen Kreativität. Ich bin ja sowas von gespannt.
Sorry, dass ich dein Bild übermalt habe 😀
Ich habe es erst durch diesen Text verkraften können. 😉