Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Spannung der Sehnsucht

Was ist das für eine Spannung in mir?

Da ist eine Spannung in mir. Komischerweise nehme ich diese Spannung in Zeiten der Geschäftigkeit weniger wahr. Manchmal scheint sie fast zu verschwinden. Jedoch wird diese Spannung spürbarer, wenn ich ruhiger werde.

Ein interessantes Phänomen

Ich kenne dieses Phänomen. Beim ersten Mal, als mir dieser Zusammenhang aufgefallen ist, war ich etwas verwirrt:

Durch die Ruhe in Gottes Gegenwart wird diese Spannung in mir nicht weniger, sondern mehr. Es ist eine ganz besondere Art der Spannung: Ich bin berührt von Gottes Nähe und spüre die starke Sehnsucht nach mehr. Je mehr ich in seiner Nähe ruhe, desto stärker habe ich das Verlangen danach.

Bin ich jedoch stark beschäftigt und habe immer etwas zu tun, nehme ich diese Spannung der Sehnsucht weniger wahr.

Was hat das zu bedeuten?

Sollte ich dieser Spannung Beachtung schenken, auch wenn ich sie sehr gut überhören könnte?

Viele von uns sind Profis darin geworden, Regungen unseres Herzens zum Schweigen zu bringen. Es ist nicht nur das Streben nach Karriere, Umweltschutz oder Fitness. Christliche Geschäftigkeit eignet sich ebenso hervorragend dazu unser Herz zum Schweigen zu bringen. Und irgendwann nehmen wir diese Spannung in unserem Herzen nicht mehr wahr.

Es sei denn, wir gehen das Risiko ein, ruhig zu werden, Lautstärken runter zu regulieren und hinzuhören.

Dann könnte die realistische Gefahr bestehen, dass wir unser Herz spüren.

Was soll diese unangenehme Regung des Herzens

Ich habe das Gefühl, dass diese Spannung in unserem Herzen uns etwas mitteilen möchte. Ihr Sinn ist es nicht, verdrängt zu werden. Sie kann uns etwas lehren, sonst wäre sie nicht da.

Ein kleines französisches Café

Mit einem Flat White sitze ich in einem kleinen französischen Café namens Madame Tartine in Ehrenfeld.

Ich nehme diese Spannung in mir wahr, das Regen meines Herzens. Oft versuche ich sie schnell wieder zu reduzieren. Meistens mithilfe irgendeiner Form von Aktionismus: gute Bücher lesen, Pläne aufstellen, Aufräumen, Gebetspläne runter beten, mich bei Freunden melden…

Am tückischsten sind christlichen Aktivitäten, die mein Herz zum Schweigen bringen, ohne dass ich es merke:

Flucht nach Vorne

Ich gehe zum Chor, um meine Stimme fit zu halten, den Kontakt zu den Musikern zu vertiefen oder sogar um „etwas für Gott zu tun“. Ich bete, um mich für einen Menschen zu investieren, um sein Schicksal positiv zu beeinflussen, um Gott auf ihn aufmerksam zu machen. Ich tue etwas für einen bestimmten Zweck, um etwas zu erreichen, zu verändern – vielleicht auch einfach um mein Herz zu übertönen. Ich kenne diese Geschäftigkeit. Ich kenne das Flüchten vor der Stimme des eigenen Herzens.

Überrümpelt mit Geschäftigkeit

Mein vergangenes Jahr war angefüllt mit einem Vollzeitjob, langen Arbeitswegen, viel Stau und Wochenendeseminaren.  Äußere Ruhelosigkeit gesellte sich zu innerer Getriebenheit.

Letztere hatte ich in den letzten Jahren – teilweise fahrlässig – angesammelt.

Wohin eine Romanze zwischen Ruhelosigkeit und Getriebenheit führen kann, kann sich jeder ausmalen.

Zwangspause

In den letzten beiden Monaten wurde mir eine Zwangspause auferlegt. Mein Arbeitsvertrag in einer Psychiatrie lief aus. Ich war froh, ihn nicht verlängern zu müssen. Hatte jedoch noch keinen neuen Job.

Die Arbeitssuche gestaltete sich frustrierend. Auf viele Bewerbungen folgten viele Absagen. Die innere Getriebenheit wurde immer stärker. Ich wollte wissen, wann und wie es weitergeht. Und ich wollte meinen Freunden und Bekannten auf die Frage, wie es jetzt weitergehe, etwas Zufriedenstellendes antworten können.

Jedoch sagt weder der berufliche Werdegang noch christliches Engagement viel über den Zustand unseres Herzens aus. Sie eignen sich im Gegensatz dazu jedoch gut, diesen zu übertönen.

Wieso halten wir Pausen so schlecht aus?

Wieso ist das Ruhen in uns selber und Gottes Gegenwart oft so schwer auszuhalten?

Oft neige ich dazu, mein Ruhe in Gott immer wieder zu unterbrechen. Ich schlage ein Zitat oder eine Bibelstelle nach, schreibe eine kleine Nachricht oder virtuelle Listen in meinem Kopf.

So auch jetzt. Ich sitze in diesem wunderschönen Café, spüre diese Spannung in meinem Herzen, schreibe zunächst eine Email, dann Gedanken in mein Notizbuch und nun diesen Text hier.

Oft wandel ich die Spannung meines Herzens in Aktivität um. Das funktioniert gut. Oft nutzen wir diese Spannung, um daraus gute Handlungen entstehen zu lassen.

Mehr als Effizienz

Ich glaube jedoch, dass diese Spannung uns mehr zu sagen hat, als uns zu Effizienz zu drängen. Effizienz scheint mir vielmehr ein Versuch, diese Spannung zu umgehen.

Ich litt an der Frage nach der Effizient, als ich viel zu viele Absagen auf Bewerbungen erhielt und kein klares Ziel hatte. Ich litt an dem Gefühl auf der Stelle zu treten.

Deswegen versuchte ich, die freie Zeit auszukosten. Ich schlief selten lang. Stattdessen laß ich gute Bücher, erledigte Dinge, die im letzten Jahr aufgeschoben wurden, kümmerte mich um die Gründung eines Vereins … ich tat alles, um jedem Tag eine Berechtigung zu geben, in dem ich etwas leistete.

Wie so oft merkt ich: Wer so stark von Selbstrechtfertigung und -maximierung getrieben ist, kann gar nicht zur Ruhe kommen.

Vielleicht ist der Glaube an Gott ein Protest gegen den getriebenen Versuch der Belanglosigkeit entgegenzuwirken. Eine Hoffnung auf mehr als die alltägliche Vergänglichkeit.

Gottes Gegenwart für Zwischendurch

So gab es während der zwei Monate dieser inneren Getriebenheit auch Momente, in denen ich in Gottes Gegenwart zur Ruhe kam. Es tat gut auf- und durchzuatmen.

In seiner Nähe gelang es mir, den Impuls der Effizient etwas aufzuschieben. Meine innere Getriebenheit wurde weniger.

Eine innere Spannung anderer Art

Sie wich einer inneren Spannung anderer Art. Das habe ich schon einmal erlebt.

Diese Spannung brachte mich dazu, meine Zeit auf den Philippinen zu verbringen. Oder war mein Engagement doch eher ein Versuch, diese Spannung zum Schweigen zu bringen?

Ich erlebe diese Spannung in der Begegnung mit Gott, die nicht unter christlicher Geschäftigkeit verschwindet, in einem Lied, bei dem mein Herz mitschwingt, in der Natur, die mir Schönheit offenbart, mit einem guten Buch in der Hand, dessen Worte in meinem Herz nachhallen, in Begegnungen mit Menschen, die durch die Oberflächlichkeiten des Alltags scheinen.

Ein linearer Zusammenhang

Dieses Phänomen der inneren Spannung nehme ich jetzt zum zweiten Mal bewusst wahr:

Meine Sehnsucht nach Gott wird durch die Begegnung mit ihm größer.

Ist das nicht frustrierend?

Wieso sollte ich die Begegnung mit Gott suchen, wenn selbst sie mich nicht zur Ruhe bringt?

Für mich ist diese heilige Spannung ein Zeuge dafür, dass wir für eine tiefe Beziehung zu einem großen Gott geschaffen sind.

Eine tiefe Beziehung, die über alles auf dieser Welt Erfahrbare hinaus geht. In dieser Spannung möchte ich ruhen.

Ruhe in einer unstillbaren Spannung

Ich wünsche mir, mich weniger in nicht befriedigenden Nichtigkeiten zu verlieren. Mein Herz weniger zu verlieren im Treiben dieser Welt – auch dem christlichen Treiben.

Ich wünsche mir, öfter den Zustand der Spannung zu erleben. Die heilige Spannung, die das Ruhen in Gott und die gleichzeitige Sehnsucht nach mehr von ihm mit sich bringt.

Eines der vielen guten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe, war Martin Schleskes „Herztöne“. Darin bezeichnet der begnadete Schriftsteller und Geigenbauer das Phänomen der Selbstmaximierung. Ich kämpfe in meiner Zwangspause mit der Frage nach der Effizienz meines Daseins und lese über „die Heilung von dem Prinzip der Selbstmaximierung“:

Der durch die Gottesliebe geheilte Mensch erkennt: Das Spannende bin nicht ich, sonder das, was in der liebenden Kooperation mit Gott geschieht“ (S. 229).

Weiter beschreibt Schleske, dass wir nicht das sind, was wir tun, sondern, was wir in Gottes Gegenwart sind. Er stellt den Ethos als das geglückte tun, dem Eros, dem glücklichen Sein, gegenüber.

Sich von Gott berufen lassen, das sei Ethos. Sich von Gott lieben lassen, Eros.

Die meisten von uns Streben nach dem Ethos dieser Welt: unsere Berufung. Einige Streben sogar danach, diesen Ethos in Gott zu finden.

Selten jedoch entdecken wir unser Eros, unser geglücktes Sein, indem wir uns einfach von Gott lieben lassen – unabhängig von unserem Ethos.

Kehre zurück, meine Seele, in deine Ruhe, denn der Herr hat dir Gutes getan.“ – Psalm 116,7

Veröffentlicht am 2 Kommentare

Eine spontane Wanderung zur inneren Ruhe

Einfach drauf los

Ich stehe gerade zwischen Studienabschluss und Job. Das heißt ich habe einiges geschafft, vieles hat sich verändert und Unbekanntes liegt vor mir.

Die freie Zeit, die sich mir jetzt bietet habe ich neben anderem für eine Glaubensreise genutzt. Jedoch habe ich mich bewusst gegen das Reisen in weite Ferne entschieden. Eigentlich wollte ich die deutschen Wanderwege erkunden, doch das unbeständige Wetter machte mir weniger Lust darauf.

Sonntags im Gottesdienst der KölnWest Kirche wurde am Rande Taizé, ein Kloster in Frankreich, erwähnt. Zu diesem Kloster fahren vor allem Jugendliche bis 30 Jahre. Bevor ich es selber gemerkt habe war mir klar: da geht es für mich hin!

Zu meinem Mann sagte ich: „Dienstag habe ich ein Vorstellungsgespräch, Mittwoch fahre ich nach Frankreich.“ Natürlich gab er mir seinen Segen. Montags habe ich mich bei Taizé angemeldet, einen Bus gebucht und zwei AirBnB-Schlafplätze organisiert. Mir blieb gerade noch genug Zeit zum packen. Ehe ich mich versah bot sich mir folgender Ausblick:

 

Plötzlich in Burgund

Von Dijon aus wanderte ich drei Tage lang durch Burgund nach Taizé. Neben den täglichen 20 km zu Fuß legte ich den Rest der Strecke per Bus oder Anhalter zurück.

Da ich so unverhofft aufgebrochen bin brauchte ich mindestens einen halben Tag um zu realisieren, dass ich gerade einfach mal so durch Burgund watschel.

Die Sonne kam immer wieder zwischen den Wolken hervor, viele Schmetterlinge begleiteten mich auf dem Weg und Steine knirschten unter meinem schnellen Schritt. Es war wunderbar alleine zu wandern und das straffeste Tempo zu gehen das mir möglich war.

Wie die Schmetterlinge

Meine Gedanken flogen am ersten Tag wild durch die Gegend. Von Weinstöcken zum Himmel, zur Erde und mit den Schmetterlingen davon.

Einfach weiter machen

Nach einem wohltuenden warmen Bad fiel ich hundemüde ins Bett und schlief so tief und früh wie lange nicht mehr. Am nächsten Morgen tat mir immer noch der ganze Körper weh und ich wusste nicht, wie ich wieder in die Wanderschuhe und mit dem Rucksack losziehen sollte.

Doch ich tat es! Als ich wieder warm gelaufen war vergingen die Schmerzen.

Die Überwindung wurde belohnt. Es sollte der schönste Wandertag überhaupt werden. Ich verließ immer wieder meine Wanderroute für Wege die mich mehr reizten.

Wenn das Schöne übertroffen wird

Nachdem ich mein zweites Frühstück luxuriös an einem Picknicktisch in der Sonne einnehmen konnte, wurde der Glaube, dass es besser nicht kommen könnte, wiederlegt.

Ich wanderte durch Frankreichs Weingärten sowie Sonnenblumenfelder und fand ein geheimes Paradies:

Die einzige Chance zum Schwimmen während meines Frankreichaufenthaltes habe ich sofort genutzt. 🙂 Was kann es besseres geben nach einem anstrengenden Wandertag?

Frei und flexibel

Diese Pause am Nachmittag dehnte ich mit Vergnügen aus. Anschließend beendete ich nach einer weiteren Stunde Wandern per Anhalter meinen Tagestrip. In Charlon-sur-Saône schlief ich bei Floriane, einer ganz wunderbaren Frau mit zwei tollen Jungs. Ich bekam wieder ein heißes Bad, ein gutes Abendessen und tolle Gespräche bei Tee auf ihrem Balkon.

Der Kontakt mit mir selbst

Nachdem ich mir morgens die Stadt angeschaut habe fuhr Floriane mich zum Bahnhof. Hier setzte ich mich zunächst in ein Café und schrieb einen Brief. Die Stille beim Wandern konfrontierte mich mit einem Thema das mir schwer auf dem Herzen liegt.

Anschließend nahm ich den Bus, der theoretisch von Chalon-sur-Saône direkt nach Taizé fährt. Ich jedoch stieg aus, als wir mitten durch die Weinberge fuhren und wanderte. Allerdings nicht die geplanten 20 km. Ich hatte meine Hüften und Füße zu sehr strapaziert. Nach 12 km nahm ich wieder einen Bus, der mich direkt bis nach Taizé Communauté brachte.

Was steht hinter dem wandern?

Die drei Tage wandern waren eine gute Vorbereitung auf die Zeit der Einkehr in Taizé. Körperliches Auspowern führt dazu, dass ich mich innerlich freier fühle. Es nimmt nicht das weg, was mir eventuell auf der Seele liegt, aber es nimmt zum Teil die Dinge weg, die irrelevant sind, mit denen ich mich aber trotzdem beschäftige. Was bleibt sind die Dinge, die mich wirklich ausmachen und mit denen sich jede Konfrontation lohnt.

Mein Mann fragte mich, was ich mir von dieser Reise erhoffe. Meine Antwort war kurz und doch inhaltsschwer:

Ich wünsche mir die heilsame Gegenwart Gottes zu erfahren.

Auf welche Glaubensreise des Herzens mich das brachte habe ich euch in diesem Beitrag Berichtet.

Vielleicht können wir uns eines Tages zusammen auf diese Reise begeben. Zumindest den Wanderweg kenne ich … 😉

Wenn Du meinen Blog gerne unterstützen möchtest, kannst du hier klicken.

Veröffentlicht am 12 Kommentare

Für andere beten heißt für andere kämpfen – Ein ganz besonderer Akt der Liebe

Fürbitte

Vor einigen Monaten habe ich einen Beitrag über das Gebet geschrieben. In dem Artikel ging es um das Gebet als Halt in den eigenen Lebensstürmen.

Heute schreibe ich wieder über das Gebet.

Das Gebet als einen ganz besonderen Akt der Liebe.

Als Fürbitte für andere.

Für jemanden bitten

Im Gebet können wir für andere einstehen.

Paulus richtet einen Hilferuf an seine Glaubensgeschwister:

Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, durch unsern Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, dass ihr mir kämpfen helft durch eure Gebete für mich zu Gott. Römer 15,30

Anderen kämpfen helfen

Mir gefällt dieser Gedanke. Wir können durch unser Gebet jemand anderem kämpfen helfen.

Wie oft habe ich mich schon machtlos gefühlt, wenn es um Nöte anderer ging.
Dann folgte oft der allseits bekannte Satz:

Ich bete für dich.

Gerne bete ich sofort mit der Person zusammen, oft jedoch erst später alleine. Viel zu oft bleibt es bei diesem einen Gebet.

Kampf

Das heißt es bleibt bei der Kampfansage

Eine lehre Drohung?

Gib mehr als eine Kampfansage!

Die härtesten Kämpfe sollten mit Ausdauer umbetet werden.

Diese Ausdauer im Gebet für den anderen ist eine demütige Form des Dienens.

Gottes Wort ermutigt uns an vielen weiteren Stellen unablässig zu beten.

Wer kämpft für was?

Paulus wusste, dass der geistliche Kampf in der geistlichen Welt ausgetragen wird.

Er holte sich Verstärkung.

Soldaten, die auf dem Schlachtfeld beten.

IMG_4317WZ

Augenzeuge

Was machst Du, wenn Du andere Menschen kämpfen, straucheln oder fallen siehst?

Bist Du bereit Zeit und Herz zu investieren?

Bist Du bereit, neben der praktischen Hilfe, inständig, ausdauernd und treu zu beten?

Der Heilige Geist seufzt für uns

Du möchtest beten, doch weißt manchmal einfach nicht wie?

Du hast das Gefühl, dass Du deine Gedanken, Gefühle und Bitten nicht „angemessen“ vor Gott bringen kannst?

Auch Paulus kannte dieses Gefühl.

Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. Römer 8,26

Ich verstehe das so, dass der Geist Gottes unsere Anliegen vor Gott vertritt. Und das selbst wenn wir nicht immer die passende Art und Weise finden, zu beten.

Wenn ich für jemanden im Gebet kämpfe, dann bitte ich den Heiligen Geist, dieses Anliegen vor Gott für mich zu vertreten. Ich befehle die Situation dem Herrn an. immer wieder. am liebsten jeden Tag.

Wir dürfen den Kampf der anderen Person immer wieder vor Jesu Füße legen, Gott anbefehlen und ihren Kampf mitkämpfen.

Es gibt Menschen, für die ich gerade nichts anderes tun kann. Ich kann nicht einmal mit ihnen reden, aber ich kann für sie zum Herrn schreien.

Wir dürfen beten, wenn ihnen die Worte fehlen.
Dürfen für sie glauben, wenn ihnen die Hoffnung fehlt.
Dürfen kämpfen, wenn sie kraftlos sind.

GebetserhörungenIMG_4249

Und dann dürfen wir erleben, dass Gott zuhört, dass Gott da ist und dass er handelt.

Ich kämpfe für das Herz einer zerbrochenen Frau; für eine frustrierte Ehe; für einen Menschen in Abhängigkeit; für eine Liebe in aussichtsloser Lage, die Gesundheit

Und ich darf erleben, dass Gott eingreift. Ich darf voller Dankbarkeit sehen, dass sich Situationen zum Guten wenden. Manchmal bleibt mir der Mund offen stehen, wenn ich erlebe, wie Gott antwortet.

Ich bete nachts intensiv mit einem Freund für eine Situation, die seit Wochen unverändert aussichtlos scheint und am nächsten Morgen geschehen große positive Veränderungen.

Die Ehe, die mir vor vier Wochen frustriert vorkam, ist auf einer Sommerstraße angekommen. Ich bin davon überzeugt, dass das vor allem durch ihr gemeinsames Gebet für ihre Ehe geschehen ist.

Es gibt viele Situationen, in denen ich Gottes Wirken sehen durfte. Diese motivieren mich noch mehr zu beten, denn Gebet bewirkt wirklich etwas.

Eine tiefe Art zu lieben

Zum Schluss möchte ich noch betonen, dass das Gebet für andere eine ganz besondere Art zu lieben ist.

Ich stehe für sie ein, kämpfe für sie. Ich investiere mein Herz und meine Zeit, damit Gott in ihre Situation eingreift.

Die Kampfansage durch das Gebet ist eine ganz besondere Form des Dienstes an anderen Menschen.


Die Kampfansage durch das Gebet ist eine ganz besondere Form des Dienstes an anderen Menschen.


 

Meistens wissen die anderen gar nicht, wie leidenschaftlich wir für sie beten. Es ist ein Dienst, der still im Verborgenen geschieht und dem anderen zum Besten dient.

Für mich ist es etwas Besonderes für jemanden die Hände zu falten, auf die Knie zu gehen und anderen Menschen auf diese Weise zu dienen.

Wie sieht es bei Dir aus?

Hast Du auch diese Freude beim Beten für andere?

Oder hast Du während des Lesens gedacht: das hört sich ja schön an, sieht bei mir in der Praxis aber ganz anders aus.

Erzähl mir von deinen Erfahrungen, Gebetserhörungen oder deinem Frust.

Gottmiteuch,eure

Wenn Du diesen Blog oder meinen Einsatz auf den Philippinen gerne unterstützen möchtest, kannst du hier klicken.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

L.M.A.A. ihr Sorje

L.M.A.A. ihr Sorjen!

… mer lääve dä Augenbleck

Ich stecke gerade mitten drin im Leben. So wie wahrscheinlich fast jeder von euch. Ich habe meinen Bachelor fast hinter mich gebracht. Hierfür fehlen nur noch der letzte Schliff an meiner Bachelorarbeit und eine Klausur. Freiheit ist es, die anschließend auf mich wartet. Zumindest auf gewisse Weise.
Wenn ich die ersten drei Jahre Studium abgeschlossen hat, steht der Flieger Richtung Philippinen schon bereit. Was einerseits Freiheit bedeutet, bedeutet auch Arbeit, neue Unsicherheiten, Verluste und Risiken. Von den Nebenwirkungen ganz zu schweigen. 😉 Ich werde knapp 6 Monate in einem Kinderheim mithelfen, dazu aber an anderer Stelle mehr!

Im Rückblick auf vergangene Monate, mit Fokus auf die gegenwärtige Bachelorabschlussphase und der Vorahnung der Reise auf die Philippinen gibt es einiges, worüber ich mir Gedanken machen kann. Hinzu kommt alles, was in meinem sonst so normalen Alltag an-, fest- und in den Sternen steht.

IMG_5069aMit Sicherheit ist es den vergangenen Karnevalstagen geschuldet, dass mir das Lied Viva Colonia der kölschen Band die Höhner in den Kopf kam. Daraus ist auch der oben zitierten Satz. Manche fragen sich vielleicht, ob Karneval noch andere Folgen bei mir hinterlassen hat. Aber nein, ich habe zu meiner normalen – mich hin und wieder heimsuchenden – Rechtschreibe- und Wortfindungsschwäche nicht auch noch kreative Wortneuschöpfungen entwickelt. Dieses Gebrabbel nennt sich Kölsch und ist ein sehr amüsanter und sympathischer Dialekt des Rheinlandes. [Wer nicht weiß, wofür L.M.A.A. steht = leck mich am Popo ;-)]

L.M.A.A. ihr Sorgen!

Wenn Karneval vorbei ist und das wahre Leben wieder vor der Tür steht, klopfen die Sorgen auch wieder an. Ich denke, ihr kennt das genauso gut wie ich. Bei all den Dingen, die im Alltag anstehen, bei all den Träumen und Erwartungen, die man an das Leben hat, passiert es schnell, dass ängstliche Gedanken über die Zukunft einen heimsuchen. Sorgen haben für mich vor allem etwas mit Unsicherheit zu tun. In bestimmten Bereichen des Lebens ist diese Unsicherheit in Ordnung. Bei subjektiv besonders bedeutsamen Aspekten führt empfundene Unsicherheit jedoch sehr schnell ins Grübeln und zu sorgevollen Nächten.

Ich finde diese Unsicherheit abscheulich!

Epiktet, ein Philosoph aus der Antike, sagte einst den schönen Satz: „Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge.“ Auch der Emotionspsychologe Richard Lazarus nimmt an, dass nicht die (objektive) Beschaffenheit bestimmter Situationen für das Stressempfinden (oder auch die Angst) verantwortlich sind. Unsere Empfindungen werden viel mehr durch unsere subjektive Bewertung einer Situation beeinflusst.

Wenn wir erwarten, dass alles unter unserer Kontolle läuft, treiben wir uns selbst in die Sorgen. Wenn wir versuchen, Dinge zu beeinflussen und zu kontrollieren, werden unsere Sorgen nur noch größer – denn wir merken, dass funktioniert so nicht.

Sogar ich habe mittlerweile bemerkt, dass der Versuch zu kontrollieren nicht gut tut. Ende des Sommers 2014 lautete mein Lebensmotto deswegen: mehr beten, weniger kontrollieren! Dadurch nehme ich meine Aufmerksamkeit weg von den Dingen, die mir Angst machen und richte sie auf Gott, der meine Sicherheit in den Unsicherheiten ist. Diese Sicherheit ist er auch in den besonders bedeutsamen Dingen des Lebens.

Und somit sage ich ganz biblisch: L.M.A.A. ihr Sorgen!AlleureSorgen

Bibelstellen zu diesem Thema, in denen Gott uns durch sein Wort ermutigt, tröstet und aufrichtet gibt es unzählbar viele.

Alles schön und gut, aber was jetzt?

Solange dies nur eine schöne Theorie ist, hält sie dich nicht von Sorgen und Ängsten ab. Gott im Alltag die Sorgen abzugeben, ist meistens gar nicht so einfach. An Gott finde ich dabei aber besonders cool, dass er so geduldig mit uns Umwege geht. Er pflanzt immer wieder liebevoll wunderschöne Blumen an unseren staubigen Wegrand. Mit diesen Blumen möchte er uns seine Liebe und seine Fürsorge zeigen und uns neue Leichtigkeit für unser Leben geben.

Über einen Blumenstrauß an der Quelle Gottes habe ich übrigens schon einmal geschrieben.

 

IMG_8612akompriWir können diese Blumen Gottes gießen und zum wachsen bringen, indem wir unser Vertrauen immer wieder auf Gott ausrichten. Das können wir tun, indem wir unserem Herzen, dass mit einer neuen Sorgenattacke anklopft, sagen, es soll mutig und stark im Vertrauen auf Gott sein.

„Sei mutig und stark! Fürchte dich also nicht, und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst“ (Josua 1,9).

Und hey, keine Sorge! Wenn dir das mal nicht gelingt, und du die schönen bunten Blumen am Wegrand wie ein Trampeltier einfach plattgewälzt hast, sei dir gewiss: Gott hat in weiser Voraussicht schon längst neue Blumensamen ausgestreut und möchte dir seine Treue und Fürsorge am liebsten sofort wieder zeigen. Sind wir bereit sie zu sehen, oder verdeckt der aufgewühlte Staub unserer Sorgen unseren Blick für das gute Ganze Gottes?

Pflücke doch mal wieder einen Blumenstrauß!

Das meine ich ganz ernst. Langsam aber sicher kommt der Frühling. Gehe mal wieder raus und pflücke einen Blumenstrauß. Achte dabei auf die Schönheit der Natur. Es gibt so vieles, was man übersieht, wenn man mit Sorgen beladen durch das Leben läuft.
Pflücke einen echten Blumenstrauß aus Löwenzahn, Gänseblümchen, Kirchblütenzweigen, Rosen aus dem Nachbarsgarten, Weidenröschen und was dir sonst so auf deinem Weg begegnet. Mit diesem Blumenstrauß kannst du deiner Nachbarin (am besten nicht der, deren Rosen du gepflückt hast!) eine Freude machen.

Um deiner eigenen Seele etwas gutes zu tun, kannst du auch Gottes Blumen auf deinem Lebensweg einsammeln. Wenn du bereit bist, Gottes Fürsorge und Liebe zu sehen, dann wirst du irgendwann einen Blumenstrauß haben, der viel aufregender ist als der Sorgenstaub in unserem Alltag.

Dieser Blumenstrauß, macht den Staub zwar nicht unsichtbar (so einen hätte ich gerne für meine Wohnung), er erinnert uns aber immer wieder daran, dass der Staub in unserem Leben uns nicht überwältigen muss. Er zeigt uns, wenn wir in Gefahr geraten, unsere Aufmerksamkeit wieder auf unsere Sorgen zu richten: Schau mal hier, diese Schönheit ist ein Zeichen der Liebe Gottes für dich!

 Blumen

Und wenn ich normalerweise nicht mit Gott kommuniziere?

Wenn du mit den Sorgen deines Lebens gewöhnlich nicht zu Gott gehst, dann probier es doch heute mal aus. Du wirst überrascht sein, wie viele Blümchen- nein ganze Blumenwiesen – Gott für dich bereit hält. Rede einfach mit ihm wie mit deinem besten Freund, erzähl ihm von deiner Not und bitte ihn, dir zu helfen.
Wenn er diese Blumen so wunderbar kleidet, wie viel mehr wird er sich um dich kümmern? Also was bleibt besseres, als:

L.M.A.A. ihr Sorje, mer lääve dä Augenbleck!?

Erzählt mir in den Kommentaren von den kleinen Blumen, die Gott auf euren Weg gesäht hat, um euch auf seine Liebe aufmerksam zu machen. Ich bin gespannt darauf!
AllesBeste,Julia